«... and make our garden grow»
In seiner 40. Saison bot das Glimmerglass Festival in sämtlichen Produktionen Bemerkenswertes. Leonard Bernsteins «Candide» wurde, seit die Uraufführung 1956 zum Flop geriet, bereits in zahlreichen Bearbeitungen aufgeführt. In Glimmerglass kombinierte man jetzt eine Fassung der Scottish Opera (1988) und das Textbuch von John Caird (1999).
Die Inszenierung nahm Festivalchefin Francesca Zambello – es ist ihre fünfte Saison – natürlich selbst in die Hand, und gemeinsam mit ihrem Musikdirektor Joseph Colaneri glückte ihr eine temporeiche, dabei vergleichsweise dunkle und nuancierte Produktion.
Andrew Stenson ist mit seinem zuckersüßen Tenor die perfekte Wahl für den naiven Candide, der trotz einer wahren Katastrophenflut hartnäckig an der optimistischen Lehre seines Mentors Dr. Pangloss festhält. Candides heißgeliebte Kunigunde darf dank der temperamentvollen Sopranistin Kathryn Lewek einmal mehr sein als das übliche Hohlköpfchen. Der Schauspieler David Garrison brachte Spannung in die langen Passagen aus Narration und Voltaire’scher bzw. Pangloss’scher Philosophie, Marietta Simpson besaß als Alte Dame beachtliche Bühnenpräsenz. Exzellent der Chor und die Tänzer. Für das Bühnenbild ...
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Opernwelt September/Oktober 2015
Rubrik: Magazin, Seite 93
von Heidi Waleson
Wie ein Meeresarm liegt er da, der Sankt-Lorenz-Strom, mehr als ein Kilometer sind es von Ufer zu Ufer. Ein erhabener Anblick. Und ein Gegenbild zu den monotonen Wald- und Agrarlandschaften, die der Highway von Montréal durchmisst. Erst auf dem Pont Pierre-Laporte wird uns so richtig bewusst, dass Québec am großen Wasser liegt: schon vor den Toren der Stadt ein...
Elke Heidenreich und ihr Partner, der Komponist Marc-Aurel Floros – sie leiden. Leiden an der zeitgenössischen Musik, an ihrer Unfähigkeit, das Herz zu erreichen. «Die Avantgarde ist geboren aus dem Entsetzen und den Katastrophen des 20. Jahrhunderts», schreibt Floros. «Diese kann sie auch hervorragend ausdrücken. Aber damit sind ihre Möglichkeiten weitgehend...
Niemals stand der Amerikaner Alan Curtis im Verdacht, der temperamentvollste, unberechenbar genialischste Überflieger der Alten Musik zu sein. Er wirkte besonnen, dienstfertig und defensiv. Führt man sich die enorme Zahl seiner Ersteinspielungen von Barockopern vor Augen, die eine Entstehungszeit von knapp einem halben Jahrhundert umspannen, so steht man betroffen...