Am anderen Ufer

Der Schweizer Komponist Andrea Lorenzo Scartazzini hat mit «Edward II.» seine dritte Oper geschrieben. An der Deutschen Oper Berlin erlebt man ein Drama ohne Fallhöhe

Opernwelt - Logo

Die Ankündigung der Deutschen Oper Berlin, ein Stück des weithin unbekannten Komponisten Andrea Lorenzo Scartazzini uraufführen zu wollen, weckte reichlich Verwunderung. Der Schweizer hatte zwar in Basel und Frankfurt mit einer Oper nach E. T. A.

Hoffmanns «Sandmann» (siehe OW 12/2012) und in Erfurt, später in Bern mit seinem Bühnenerstling «Wut» auf sich aufmerksam gemacht (siehe OW 11/2006 und 11/2010), und doch stellte sich die Frage: Wie kommt er zu solcher Ehre? Dann fiel der Blick auf den Namen Christof Loy (der bereits den «Sandmann» inszeniert hatte), und man beruhigte sich einigermaßen: Das könnte was werden! Wurde es aber nicht. Das Libretto von Thomas Jonigk (auch er war am «Sandmann» beteiligt) verhandelt die Geschichte des englischen Königs Edward II. (1284-1327). Das Urteil steht von Anbeginn fest. Edward und sein Günstling Piers de Gaveston werden als Opfer einer homophoben Gesellschaft dargestellt, die Regie zieht Parallelen zwischen der biblischen Verdammung einer sündigen, todeswürdigen Leidenschaft und heutigen Demonstrationen gegen die Homo-Ehe. Die These klingt entschieden eindimensional – ins Bild gesetzt, wird sie vollends zur Farce.

Bekanntlich kommt keine ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt April 2017
Rubrik: Im Focus, Seite 14
von Volker Tarnow

Weitere Beiträge
Zwischentöne

Die Nachtseiten des Daseins, Melancholie, Schmerz und Tod sind die Themen, um die die Musik des österreichischen Komponisten Georg Friedrich Haas kreist – nicht zuletzt die in Zusammenarbeit mit seinem Landsmann Händl Klaus zwischen 2011 und 2016 für die Schwetzinger Festspiele entstandene Opern-Trilogie «Bluthaus», «Thomas» und «Koma». Auch das im November 2015 an...

Kosmischer Knuddel

«Chi a una sola è fedele verso l’altre è crudele», sagt Don Giovanni zu Beginn des zweiten Aktes zu Leporello: Wer einer einzigen treu bleibe, sei grausam zu allen anderen. Bei Seho Chang in Linz wirkt dies irgendwie drollig, denn der Koreaner ist von der Erscheinung her eher rundlich-knuddelig. Möglicherweise appelliert er an den Mutterinstinkt – ein nicht zu...

Sentimental Journey

Der Witz ist Legende, in vielen Varianten erzählt. Wir nehmen mal diese: Auf einer Wolke sitzen die Pultgötter Böhm, Bernstein und Karajan. Böhm erzählt, er habe geträumt, ihm sei ein Engel erschienen und habe ihm versichert, er, Karl Böhm, sei der größte Dirigent. Daraufhin erwidert Bernstein, das sei doch sehr interessant – aber in derselben Nacht sei Gott vor...