Am Abgrund
Auch fünfzig Jahre nach Patrice Chéreaus grunderschütterndem Bayreuther «Ring» vermag Wagners Tetralogie noch zu verstören, zumal, wenn sie so illusionslos nüchtern in einer Ästhetik des Hässlichen daherkommt, wie jetzt in Stephan Kimmigs «Rheingold»-Neuinszenierung. Kimmig entzaubert die Szene, rückt den Figuren gleichsam mit dem psychischen Nacktscanner zu Leibe und misstraut so sichtbar wie radikal dem Sog der rauschhaft aus dem Orchestergraben erklingenden Musik, was das Publikum beim Schlussbeifall mit einem heftigen Buh-Konzert für das Regieteam quittierte.
Dabei hebt Kimmig sich von vielen seiner Kollegen dadurch ab, dass er Wagners Weltentwurf kein intellektuelles Konzept überstülpt, sondern ganz dem Theaterspiel, dem komödiantischen Treiben der Sängerinnen und Sänger vertraut, die sich durchweg als fantasievolle Darstellerinnen und Darsteller erweisen. Brennend aktuell ist die zerrüttete Welt, die er zeigt und in der jeder Schritt zugleich einen Schritt weiter in den Abgrund führt. Zu Recht glaubt der Regisseur nicht an die heile Natur von Wagners musikalischer Es-Dur-Kosmogonie. Bei ihm läuft schon von Anfang an alles schief. Seine Rheintöchter sind durchtriebene ...
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Opernwelt Januar 2022
Rubrik: Im Focus, Seite 14
von Uwe Schweikert
Seit dem Amtsantritt von Yannick Nézet-Séguin als Musikdirektor der Metropolitan Opera in der Saison 2018/19 legt das Haus – in diesen Dingen seit Mitte der 1930er-Jahre unbeständig und erst seit einigen Jahren langsam wieder im Aufwind – erkennbar größeren Wert auf die zeitgenössische Musik. Nach der Saisoneröffnung mit «Fire Shut Up in My Bones» von Terence...
alpha
01.01. – 16:00 Uhr
Berliner Philharmoniker – Galakonzert 2012
Mit Cecilia Bartoli (Mezzosopran), Jonathan Kelly (Oboe), Gábor Tarkövi (Trompete) und Simon Rattle (Musikalische Leitung)
02.01. – 21:45 Uhr
Galakonzert
Mit Lang Lang (Klavier), Mariss Jansons (Musikalische Leitung) und dem BR-Symphonieorchester
16.01. – 21:45 Uhr
Gardiner dirigiert Chabrier
Das...
Wie schnell die Zeit vergeht. Ein Blick in den Aufführungskalender der Kölner Kinderoper aus den vergangenen Jahren, ein Gang durch den Backstage-Bereich des Staatenhauses, ein paar nachdenkliche Momente im Gespräch mit Opernintendantin Birgit Meyer – und 25 Jahre Kölner Kinderoper fühlen sich nicht mehr an wie das Vierteljahrhundert, das sie sind. Vielmehr wirken...