Ägypten und Disneyland
Sie kam, sang und siegte. Was Marie-Nicole Lemieux in der neuen Einspielung des Giulio Cesare in Egitto aus der Titelfigur herausholt, ist schlichtweg atemberaubend. Mit unerschöpflicher Energie vollzieht sie Händels Gipfelsturm in Sachen Charakterisierungskunst nach, stellt dabei das reiche Farbspektrum ihres Contralto-Mezzo auf die Affektsituation der jeweiligen Arie ein. Und jeder Ton, jedes Wort ist mit Bedeutung aufgeladen.
Man höre etwa, wie sie die Arie «Empio, dirò, tu sei» in atemlose Wut, Abscheu, Entsetzen – und Mitgefühl für Pompeos Witwe Cornelia – packt, Koloraturen furios setzt, doch dabei stets auf Linie bleibt. Und man vergleiche dies etwa mit der süffig gesungenen Arie «Se in fiorito ameno prato», in der sie mit der Solovioline einen elegant-witzigen Dialog eingeht, wo Vokal- und Instrumentalstimme einander etwa bei den Worten «fa più grato» geschmeidig umschlingen. Zwei Beispiele, pars pro toto, für eine außerordentliche Interpretation.
Ihr ebenbürtig Karina Gauvin, frankokanadische Landsfrau der Lemieux und eine der besten Interpretinnen der Cleopatra in jüngerer Zeit. Sie charakterisiert die Verführerin mit süffigem, rundem Timbre, das sie sul fiato, auf dem ...
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Opernwelt Januar 2013
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 17
von Gerhard Persché
Es kommt einem alles so bekannt vor: Da ist der Verdammte, der vor Ablauf der Frist eine schreckliche Aufgabe erledigen muss; der Vater, der die Tochter verschachert; der Held, der mitansehen muss, wie seine Geliebte einem Unhold verfällt; die Ballade vom «bleichen Mann». Lauter Déjà-vus. Wagners Holländer lässt grüßen, auch Webers Freischütz. Dies aber ist Der...
Immerhin. Man hält's im Hause des reichsten Mannes von Wien – wie wahrhaftig auch immer – mit der aktuellen Kunst. Man gibt eine Oper in Auftrag, wenn man sie auch später verstümmelt, und auf Tilo Steffens’ Bühne zu Ariadne auf Naxos erblicken wir hinten, hoch oben in der Festloge, den Haushofmeister, in Klimts Jugendstilmalerei vertieft. Wie man mit den...
Mr. Britten (gestatten Sie mir diese prosaische Anrede), noch kurz vor Ihrem Tod im Dezember 1976 hat man Sie zum Baron erhoben. Wie fanden Sie das?
Ich bin noch heute ein unverbesserlicher Sozialist. Der Titel hat meinen Ansichten über den ungerechten Zustand unserer Welt keinen Abbruch getan. Ansonsten hat es mich geärgert, dass mich Prinz Philip schon zehn...