Zwischen den Welten
Seit einigen Jahren wird der lothringische Komponist Théodor Gouvy (1819-1898) wiederentdeckt: Zeit seines Lebens hoch respektiert, doch immer ein Unzeitgemäßer, und nach seinem Tod sehr bald vergessen. Er war Anti-Wagnerianer zu einer Zeit, als auch in Frankreich der Wagnerismus dominierte, und hielt an der klassischen Symphonie noch fest, als er einzig mit «symphonischen Dichtungen» hätte reüssieren können.
Man könnte ihn vielleicht als eine Art französischen Brahms bezeichnen – wenn auch seine Baupläne weniger imposant sind und seine thematisch-motivische Arbeit nicht gar so konsequent ausfällt. Freilich war Gouvy auch um 15 Jahre älter, sein stilistischer Orientierungspunkt war Mendelssohn.
Gouvy war ein Grenzgänger: Geboren als Sohn eines belgischen Industriellen im damals preußischen Saarbrücken, fühlte er sich der französischen Nation zugehörig, konnte deren Staatsbürgerschaft aber erst 1851 erlangen – Erfolg hatte er vor allem in Deutschland. Dass die Renaissance seines Werkes von jener Grenzregion ausgeht, die sich heute gern «SaarLorLux» nennt, ist natürlich kein Zufall: Im Schicksal des Lothringers Gouvy sieht sie ihre eigene Geschichte wechselnder und geteilter ...
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Opernwelt Juli 2011
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Ingo Dorfmüller
Die Wolken hängen tief im Mai. So tief, dass sie die Gipfel der steil aufsteigenden Hänge streifen. Die Bäume sind schwer vom feinen Regen, der in Bergen an bis zu 250 Tagen des Jahres niedergeht. Unten am Fjord dampft die Stadt, als wolle sie wenigstens einen Teil der Nässe ausschwitzen. Die Feuchtigkeit sitzt überall – in den engen Höfen der historischen...
Herr Nagy, Ihr Lebenslauf fordert eine Bemerkung einfach heraus: Vor etwas mehr als 24 Jahren sangen Sie als Knabensopran den Hirten im «Tannhäuser», jetzt steht Ihr Bayreuth-Debüt an. Bald können wir Sie zum Silbernen Wagner-Jubiläum beglückwünschen…
Stimmt, so habe ich das noch gar nicht gesehen. Und das mit nur zwei Wagner-Partien! Ich komme ja aus der...
Ihre besten Momente hat Théodore Gouvys 1862-1864 komponierte, aber erst jetzt am Staatstheater Saarbrücken uraufgeführte Corneille-Oper «Der Cid» in den instrumentalen und den Chor-Passagen. Diese Musik schwitzt (trotz ihres martialischen Themas) nicht, möchte man mit Nietzsche sagen. Sie ist luftig instrumentiert wie Mendelssohns «Sommernachtstraum». Sie liebt...