Zwei Herzen für die Kunst
Je älter er wurde, desto aristokratischer wirkte er mit seiner schlanken Gestalt und dem schmalen, vergeistigten Gesicht. Aber wenn man ihm begegnete, in Spoleto bei seinem «Festival zweier Welten» oder auch nur im kleinen Gießen, wo er auf Einladung seinen «Konsul» und seine «Globolinks» inszenierte, dann schienen die Jahre irgendwie spurlos an ihm vorübergegangen zu sein: dieselbe Neugier, dieselbe Begeisterung für alles Künstlerische und für Menschen, die sich wie er an der Kunst erfreuten.
Als Opernkomponist von rund zwei Dutzend Titeln bewegte sich der 1911 im lombardischen Cadegliano geborene Menotti bewusst in der italienischen Tradition, vornehmlich eines Puccini. Das wurde ihm in früheren Jahren von den Kollegen der Moderne eher übel genommen. Heute darf man das entspannter und gerechter sehen: Die Erzähloper ist nicht tot, die Menschen schätzen es immer noch, auf der Bühne an Schicksalen teilnehmen zu können, wie in Menottis 1950 uraufgeführtem «Konsul»: Politische Gewalt, geheime Staatspolizei, Bürokratie zerstören das Leben einer Frau. Das war damals hochaktuell. Heute etwa nicht? Menottis Komponieren mag zwar eklektizistisch sein, bewahrt aber dabei eine ...
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Dass der seit August 2006 amtierende Met-Chef Peter Gelb der mächtigste Opernmanager Amerikas ist, sieht man ihm nicht an. Meist steckt der schmächtige Mann in einem unauffälligen, leicht verknitterten schwarzen Anzug. Das schüttere Haar wird gewiss von keinem Star-Coiffeur gestylt, und auf der Nase sitzt auch keine Designerbrille. Gelbs Büro im Parterre des...
Francis Poulencs 1957 uraufgeführte Oper «Dialogues des Carmélites» schien damals ihres religiösen Sujets wie ihrer weitgehend tonalen Musik wegen aus der zeitgenössischen Entwicklung herauszufallen. Inzwischen hat sich das Stück als eigenständiges Ausnahmewerk in der Nachfolge von Debussys «Pelléas» erwiesen: traumatisierende Musikalisierung eines scheinbar...
Gerard Mortier besitzt die schöne Gabe, treu sein zu können. Künstler, die er schätzt, dürfen seine Karriere begleiten. Die Herrmanns sind das beste Beispiel dafür: Mit ihrem «Titus» begann einst in der Mortier-Ära das Brüsseler Mozart-Wunder, das sich dann mit derselben Inszenierung in Salzburg fortsetzte und zuletzt auch noch in Paris Zeugnis alter...