Schöner Schrecken
Manchmal erscheint der Opernbetrieb rätselhaft. Da existiert ein wahrhaft operntheatralisches Werk – heftige Leidenschaften, Hysterie bis zum Wahnsinn, pralle Figuren, eine vehement mitreißende Musik von erstaunlicher Ausdruckspalette – und dann wird dieses Werk höchst selten gespielt. Warum? Vielleicht hat es Prokofjew mit seinem «Feurigen Engel» doch zu toll getrieben. Eine junge Frau träumt als Kind von einem Engel, der dann sogar ihr Spielgefährte wird, bis sie ihn mit der Bitte um körperliche Vereinigung erzürnt.
Er verschwindet, will aber zu gegebener Zeit wieder in Menschengestalt erscheinen. Renata, so heißt die Frau, glaubt in einem Grafen namens Heinrich den verloren Geglaubten wiederzuerkennen. Das kurze Glück währt nicht lang. Wortlos verschwindet auch Heinrich. Seither sucht Renata verzweifelt nach ihm. Ein neuer Begleiter namens Ruprecht hilft ihr dabei, verliebt sich zugleich in die Frau. Dann geht es drunter und drüber. Ein Magier und ein exakter Naturwissenschaftler mischen mit, Ruprecht trägt ein Duell mit dem Phantom Heinrich aus und wird dabei schwer verletzt. Im letzten Akt treibt der Wahnwitz dem Gipfel entgegen. Renata tritt als Novizin in ein Kloster ein, ...
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«Man kann das Technische, das Vokalartistische dieser prachtvoll strömenden, des pathetischen wie des zartesten Ausdrucks mächtigen Baritonstimme beschreiben, ihre Feinheit, lyrische Verinnerlichung und männliche Ausdruckskraft, ihre wunderbare Modulationsfähigkeit und vergeistigte Schlichtheit – das alles würde nicht ausreichen, die unvergleichlich tiefe Wirkung...
Es sei ein Zeichen von geistesgeschichtlichem Instinkt, dass Kritiker zur Eitelkeit neigen, befand Joachim Kaiser im einleitenden Essay zu seinem «Kleinen Theatertagebuch» (1965). Denn dadurch verrieten sie, dass sie alle Sicherheiten des Urteils vorspielen müssten. Dies scheint sich vor allem dann zu bestätigen, wenn in ein und derselben Sache die Meinungen...
Über dieser Premiere hingen dunkle Wolken. Intendant Albrecht Puhlmann und der ursprünglich vorgesehene Regisseur David Alden hatten sich bei Probenbeginn so zerstritten, dass Alden das Stück zurückgab. Puhlmann gelang es, Calixto Bieito zu gewinnen, der «Jenufa» noch nie inszeniert hatte, mehr oder weniger die Bühnenbild- und Kostümentwürfe seines Vorgängers...