Zu laut war ich nie

Der hochmögende Liedbegleiter Helmut Deutsch hat seine Lebenserinnerungen verfasst

Opernwelt - Logo

Lebenserinnerungen bergen stets eine gewisse Tücke: Will deren Verfasser die ganze Wahrheit sagen, muss er nolens volens auch die unerfreulichen, zum Teil sogar schmerzlichen Erfahrungen protokollieren, riskiert also unter Umständen heftige Reaktionen derjenigen, mit denen er in seiner Autobiografie «abrechnet». Wählt er hingegen den Weg des geringen Widerstands und blendet alles Negative aus, rutscht das Buch mit einiger Sicherheit in die hagiografische Ecke. Was auch nicht besonders erklecklich ist.

Helmut Deutsch wählt den (nicht immer) goldenen Mittelweg.

Zunächst verzichtet er auf das große Wort «Autobiografie». Verwundern darf dies nicht: Wer den österreichischen Pianisten einmal kennengelernt hat, weiß um seine Bescheidenheit. «Gesang auf Händen tragen» heißt also sanft-poetisch das Opus und im Untertitel «Mein Leben als Liedbegleiter». Eben als solchen begreift sich Deutsch erklärtermaßen, im Gegensatz zu einigen Kollegen, die sich «Liedpianisten» nennen, um bloß nicht in den Ruf zu geraten, allein Diener der «großen» Sänger zu sein. Diesen «höheren» Anspruch hat Helmut Deutsch nie formuliert. Er sieht sich als genuinen Begleiter, der nie zu laut war; als eine Art ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2019
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 29
von Jürgen Otten

Weitere Beiträge
Bilder des Abschieds

«Welch Unterschied, wenn eine Oper im Kopfe entsteht und wenn man sie auf dem Theater sieht», meinte Giacomo Meyerbeer einmal und brachte damit das problematische Verhältnis von Idee und Wirklichkeit, Werk und Wiedergabe im Musiktheater auf den Punkt. Die Aufführungsgeschichte der «Huguenots» bietet dafür das beste Lehrstück. Gleich nach der Uraufführung 1836 an...

Der Unaufgeregte

Christophe Slagmuylder ist kein Vertreter der Firma «Schall & Rauch». Der Intendant der Wiener Festwochen (bis 2025) gibt sich eher leise und unaufgeregt, übertreibt’s nicht mit Floskeltrompete und trendigem Kulturmanagersprech. Wobei der Belgier, der den vor einem Jahr vorzeitig zurückgetretenen Tomas Zierhofer-Kin quasi aus dem Stand ersetzen musste, die in den...

Pas de deux mit dem Tod

Es gibt diese Abende, von denen zu erzählen spannender ist als sie selbst. Die neue Münchner «Salome» ist so ein Abend. Im Programmheft steht ein glänzend redigiertes Interview mit dem Regisseur Krzysztof Warlikowski. Überhaupt ist dieses Programmheft – zusammengestellt von den Dramaturgen Miron Hakenbeck und Malte Krasting – ein Muster an Sorgfalt in Text und...