Das zweite Leben

Geistesaristokrat, Gefühlssozialist: Das Theater Osnabrück engagiert sich mustergültig für Albéric Magnard und sein vergessenes Meisterwerk «Guercœur»

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Als der Beifall im Osnabrücker Theater verklungen war, fragte man sich ungläubig: Dieser Komponist sollte vergessen, seine Oper «Guercœur» unbekannt und seit der postumen Uraufführung 1931 nie wieder gespielt worden sein? Gewiss, Albéric Magnard (1865-1914) war der Querkopf und Einzelgänger unter den französischen Musikern seiner Zeit, keiner Schule zugehörig, abseits der Pariser Cliquenwirtschaft auf dem Land lebend. Sein schmales Œuvre – darunter drei Opern, vier Sinfonien und Kammermusik – veröffentlichte er im Selbstverlag.

In seiner Persönlichkeit vereinten sich die widersprüchlichen Züge der Zeit, war er doch gleichzeitig Geistesaristokrat und Gefühlssozialist, engagierter Republikaner und chauvinistischer Patriot, nicht zuletzt ein Unterstützer der Frauenemanzipation – seine 4. Sinfonie widmete er 1913 der «Union des Femmes Professeurs et Compositeurs». In Erinnerung blieb sein spektakulärer Tod zu Beginn des Ersten Weltkriegs. Als ein deutscher Spähtrupp im September 1914 in seinen Wohnort einrückte, verbarrikadierte er sich in seinem Landhaus, eröffnete das Feuer, tötete einen Soldaten, verletzte einen anderen schwer und kam dann selbst in den Flammen des in Brand ...

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Opernwelt August 2019
Rubrik: Im Focus, Seite 10
von Uwe Schweikert

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