Das zweite Leben
Als der Beifall im Osnabrücker Theater verklungen war, fragte man sich ungläubig: Dieser Komponist sollte vergessen, seine Oper «Guercœur» unbekannt und seit der postumen Uraufführung 1931 nie wieder gespielt worden sein? Gewiss, Albéric Magnard (1865-1914) war der Querkopf und Einzelgänger unter den französischen Musikern seiner Zeit, keiner Schule zugehörig, abseits der Pariser Cliquenwirtschaft auf dem Land lebend. Sein schmales Œuvre – darunter drei Opern, vier Sinfonien und Kammermusik – veröffentlichte er im Selbstverlag.
In seiner Persönlichkeit vereinten sich die widersprüchlichen Züge der Zeit, war er doch gleichzeitig Geistesaristokrat und Gefühlssozialist, engagierter Republikaner und chauvinistischer Patriot, nicht zuletzt ein Unterstützer der Frauenemanzipation – seine 4. Sinfonie widmete er 1913 der «Union des Femmes Professeurs et Compositeurs». In Erinnerung blieb sein spektakulärer Tod zu Beginn des Ersten Weltkriegs. Als ein deutscher Spähtrupp im September 1914 in seinen Wohnort einrückte, verbarrikadierte er sich in seinem Landhaus, eröffnete das Feuer, tötete einen Soldaten, verletzte einen anderen schwer und kam dann selbst in den Flammen des in Brand ...
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Opernwelt August 2019
Rubrik: Im Focus, Seite 10
von Uwe Schweikert
Die Fürstin saß selbst am Cembalo. Sophie Charlotte hatte Giovanni Bononcinis Oper «Polifemo» nicht nur in Auftrag gegeben, sie war auch an der Uraufführung beteiligt, die 1702 im späteren Schloss Charlottenburg stattfand. «Wer sich fragt, woher Friedrich II. seine künstlerische Ader, seine Vorliebe fürs Flötenspiel hatte – hier ist die Antwort: von der...
Lebenserinnerungen bergen stets eine gewisse Tücke: Will deren Verfasser die ganze Wahrheit sagen, muss er nolens volens auch die unerfreulichen, zum Teil sogar schmerzlichen Erfahrungen protokollieren, riskiert also unter Umständen heftige Reaktionen derjenigen, mit denen er in seiner Autobiografie «abrechnet». Wählt er hingegen den Weg des geringen Widerstands...
Das O am Namensende ist kein Schreibfehler. «Antigono» – so heißt ein Libretto von Pietro Metastasio, das erstmals 1743 von Johann Adolph Hasse vertont wurde und eine beachtliche Karriere hinlegte: Wohl mehr als 50 Komponisten brachten ihre eigene Version heraus, darunter Christoph Willibald Gluck. Sein 1756 in Rom uraufgeführter «Antigono» stand im Mittelpunkt...