Neue Heimatkunst
Das Projekt verdankt sein zentrales Stichwort dem bewundernden Ausruf eines Radioreporters über den Stürmer Günter Netzer (bzw. dem Kulturtheoretiker Karl Heinz Bohrer, der die tiefsinnige Formulierung kolportierte). Die Kreation zielt hörbar auf Phänomene der Alltagskultur – und auf den Versuch, Impressionen und Entladungen aus der Fußballwelt in die Sphäre einer repräsentativen Tonkunst zu transformieren.
Michael Klaus aus Gelsenkirchen, der bereits ein Schalke-Musical textete («Nullvier – Keiner kommt an Gott vorbei»), schrieb das Libretto für ein ambitioniertes Fußball-Oratorium. Um das brodelnde Innenleben eines Stadions einzufangen (und was aus ihm hinausdringt in die übrige Welt), benutzte er vor allem das Stilmittel der Radio-Live-Konferenz.
Freilich greifen die aufgebotenen literarischen und kompositorischen Techniken weit in die Geschichte aus. Die Form der Szenenfolge, die sich an der rasch zu erzählenden Biografie eines typischen Profifußballers entlanghangelt, ist an die Dramaturgie des barocken (geistlichen) Oratoriums angelehnt. Eine geballte Ladung neueres Medien-Deutsch, abgehangene Fußballweisheiten sowie Klassiker-Sentenzen und Bibelsprüche verleibte sich der ...
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