Neue Heimatkunst
Das Projekt verdankt sein zentrales Stichwort dem bewundernden Ausruf eines Radioreporters über den Stürmer Günter Netzer (bzw. dem Kulturtheoretiker Karl Heinz Bohrer, der die tiefsinnige Formulierung kolportierte). Die Kreation zielt hörbar auf Phänomene der Alltagskultur – und auf den Versuch, Impressionen und Entladungen aus der Fußballwelt in die Sphäre einer repräsentativen Tonkunst zu transformieren.
Michael Klaus aus Gelsenkirchen, der bereits ein Schalke-Musical textete («Nullvier – Keiner kommt an Gott vorbei»), schrieb das Libretto für ein ambitioniertes Fußball-Oratorium. Um das brodelnde Innenleben eines Stadions einzufangen (und was aus ihm hinausdringt in die übrige Welt), benutzte er vor allem das Stilmittel der Radio-Live-Konferenz.
Freilich greifen die aufgebotenen literarischen und kompositorischen Techniken weit in die Geschichte aus. Die Form der Szenenfolge, die sich an der rasch zu erzählenden Biografie eines typischen Profifußballers entlanghangelt, ist an die Dramaturgie des barocken (geistlichen) Oratoriums angelehnt. Eine geballte Ladung neueres Medien-Deutsch, abgehangene Fußballweisheiten sowie Klassiker-Sentenzen und Bibelsprüche verleibte sich der ...
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Wir schreiben das Jahr 1973, gerade hat der Diktator Pinochet in Santiago de Chile die Macht an sich gerissen. Also gibt es in dieser «Tosca» keine Kirche mit Kapellen und einem Maler bei der Arbeit, sondern einen schlichten Raum mit eingemauerter Madonna und angrenzendem Fotolabor, das auch eine konspirative Wohnung sein könnte. Später, wenn die Musik des Te Deum...
Die Gästeliste las sich wieder einmal wie eine Traumbesetzung: Inge Borkh und Franz Crass, Horst Günter und Ingeborg Hallstein, Catarina Ligendza, Edda Moser, Eva Randová, Felicia Weathers und Spas Wenkoff – viele von denen, die in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts auf den Opernbühnen der Welt Rang und Namen gehabt hatten, verliehen dem diesjährigen...
Und wieder kein Deutscher dabei! Ein Grund zum Nachdenken, was unsere Ausbildungssituation angeht, doch kein Grund zum Jammern. Die Globalisierung im Opernbetrieb hat Koreaner, Chinesen, Osteuropäer und Südamerikaner an die Weltspitze gestellt, und das nicht zu Unrecht – ein Trend, der sich längst nicht mehr nur in Gütersloh feststellen lässt, wo die...