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Graz, Ablinger: Opera/Werke

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«Opera/Werke», die beim Steirischen Herbst 2005 uraufgeführte mehrtägige «Stadtoper» des Österreichers und Wahlberliners Peter Ablinger, hebt schon im Titel auf die ursprüngliche Bedeutung des Wortes ab und ­rekurriert gleichzeitig auf die Sparten übergreifende ­Eigenart des «Gesamtkunstwerks» Oper. Ablinger zerlegt die elementaren Bausteine der Gattung in sieben voneinander unabhängige und dennoch miteinander vernetzte «Akte». Dabei führt er sein Publikum vor allem in neue Erlebnisfelder.

Für die Teile fünf, «Die Bestuhlung», und sechs, «Die Kulisse», bedient er sich etwa der die Alltagswahrnehmung überhöhenden Ästhetik John Cages: Irgendwo in der Stadt, Schauplätze täglich wechselnd, stehen sechs Stuhlreihen zu sechs Sitzen. Oder zwei parallele weiße Wände. Keine Kontrolle, keine Absicht. Jeder hört demokratisch sein eigenes Œuvre, sieht seinen eigenen Ausschnitt.
Ein Projekt für Stadtwanderer. Zum ersten Akt, «Der Gesang» geht es ins «ESC im labor» in der Jakoministraße. Gesang bedeutet hier: akustische Postkartengrüße aus Graz – Verkehrslärm von Straßen, Plätzen und vom Grazer Schlossberg aus, Geräusch-Cluster in Fußgängerzonen und Kneipen, Sportplätzen, Kinder- und Heimgärten. ...

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Opernwelt Dezember 2005
Rubrik: Panorama, Seite 54
von Gerhard Persché

Vergriffen
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