Giordano: La Gioconda
Umberto Giordanos «La Gioconda» mag in puncto Unglaubwürdigkeit der Handlungsabläufe Verdis «Trovatore» oder «Forza» und so manche Barockoper weit übertreffen, uninszenierbar ist sie keineswegs. Aber zunächst einmal müsste der (Bühnen-)Raum stimmig sein. Schwarzes Gusseisen, venezianische Brückenlandschaften, triste Beleuchtung und Nebelschwaden erzeugen keine Atmosphäre, da mögen die Karnevalssequenzen noch so rot leuchten und die Tanzszenen noch so solide choreografiert sein.
Für szenische Logik wäre auch eine Personenführung nötig, die glaubhaft macht, dass die in Text und Musik melodramatisch hervorgekehrten Gefühle – Eifersucht und bitterer Hass, aber auch Liebe als Eros und Caritas – sich zwischen Menschen Bahn brechen und nicht nur zwischen singenden Kostümträgern. Die wirklichen, zu Recht vom Publikum am meisten gefeierten Stars der Aufführung in Barcelona waren denn auch Ángel Corella und Letizia Giuliani mit einem exzellenten Pas de deux zum «Tanz der Stunden», der das Stück freilich genauso sprengte wie die Matrosenszene zu Beginn des zweiten Akts mit barfüßigen und (zur Karnevalszeit im Februar!) großteils halbnackten, muskulösen Statisten, die Segel hissen ...
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