Giordano: La Gioconda
Umberto Giordanos «La Gioconda» mag in puncto Unglaubwürdigkeit der Handlungsabläufe Verdis «Trovatore» oder «Forza» und so manche Barockoper weit übertreffen, uninszenierbar ist sie keineswegs. Aber zunächst einmal müsste der (Bühnen-)Raum stimmig sein. Schwarzes Gusseisen, venezianische Brückenlandschaften, triste Beleuchtung und Nebelschwaden erzeugen keine Atmosphäre, da mögen die Karnevalssequenzen noch so rot leuchten und die Tanzszenen noch so solide choreografiert sein.
Für szenische Logik wäre auch eine Personenführung nötig, die glaubhaft macht, dass die in Text und Musik melodramatisch hervorgekehrten Gefühle – Eifersucht und bitterer Hass, aber auch Liebe als Eros und Caritas – sich zwischen Menschen Bahn brechen und nicht nur zwischen singenden Kostümträgern. Die wirklichen, zu Recht vom Publikum am meisten gefeierten Stars der Aufführung in Barcelona waren denn auch Ángel Corella und Letizia Giuliani mit einem exzellenten Pas de deux zum «Tanz der Stunden», der das Stück freilich genauso sprengte wie die Matrosenszene zu Beginn des zweiten Akts mit barfüßigen und (zur Karnevalszeit im Februar!) großteils halbnackten, muskulösen Statisten, die Segel hissen ...
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Eine Oper mit einer von Liebe und Intrigen bestimmten, schlüssig und mit einem Schuss Kolportage ausgebreiteten Handlung, dazu von einer blühenden Melodik, die ins Ohr geht und Verdis knapp zwei Jahrzehnte früherem «Nabucco» in nichts nachsteht. Merkwürdig, dass sich Ferenc Enkels «Bánk Bán», in Ungarn geradezu kultisch als Nationaloper verehrt, im angrenzenden...
Wieder, wie schon bei seiner letztjährigen Bremer «Turandot», vertraut Peer Boysen auf die Ausdruckskraft seiner exzentrischen Kostümentwürfe, wieder führt er die Personen mehr stilisiert als realistisch und erzielt damit bei Janáceks «Katja Kabanova» womöglich noch stärkere Wirkungen. Die Kabanicha, unfreiwillige Drahtzieherin des tragischen Geschehens, erscheint...
Fünf Jahre sind vergangen seit der Uraufführung eines Werks, das gleichsam einer imaginären Linie zwischen Wagners «Tristan und Isolde», Debussys «Pelléas et Mélisande» und Messiaens «Saint François d’Assise» folgt: Kaija Saariahos «L’Amour de loin». Schon damals waren nicht nur das Sujet, der Text und die suggestive Klangwelt der Oper, sondern auch die...