Wie es Euch gefällt
Auf den Aufstand der Matrosen ist man in Kiel mächtig stolz. Als Helden einer Erhebung werden sie heute verehrt, die das morsche Kaiserreich zum Einsturz brachte. Als mutige Vorkämpfer der ersten Demokratie auf deutschem Boden. Der Platz zwischen Hauptbahnhof und Hörn, dem südlichen Hafenbecken, trägt seit 2011 ihren Namen, und in der alten Fischhalle am Wall schlägt einmal mehr ihre Stunde – dank einer episodischen Ausstellung des kleinen Schifffahrtsmuseums über Vorgeschichte, Verlauf und Folgen der Anfang November 1918 an der Förde entzündeten Revolution.
Die Niederdeutsche Bühne feierte die Rebellion auf Platt – mit einem Stück, das Grünen-Chef Robert Habeck gemeinsam mit seiner Frau Andrea Paluch über die Kieler Ereignisse geschrieben hat, in einer von Wolfgang Börnsen (einem CDU-Mann) «übersetzten» Version: «Negenteihn-Achtteihn». Ein paar Wochen später, pünktlich zum 100-jährigen Jubiläum der Zeitenwende, schob das städtische Theater gar eine neue Oper nach.
Bestellt hatte Intendant Daniel Karasek das Werk bei dem Komponisten Marco Tutino, einem in Italien vielgespielten Eklektiker, der – auf handwerklich hohem Niveau – Melos und Harmonik des Verismo vor den Zumutungen der ...
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Opernwelt Januar 2019
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Albrecht Thiemann
Das letzte Wort ist noch nicht gesungen. Etwas mehr als die Hälfte des Textes, der ihn seit einer gefühlten Ewigkeit umtreibt, hat György Kurtág nun «vertont». Aber natürlich ist er mit «Fin de partie» nicht fertig. Mit dieser stockenden, komischen, lakonisch atmenden Sprachmusik Samuel Becketts, der er 1957 in Paris erstmals begegnete, kurz nach der Uraufführung...
Schon das erste Bild macht frösteln: In tiefster Schwärze liegt die riesige Bühne der Bastille-Oper zu Beginn von «Simon Boccanegra». Weißes Licht aus diffusen Quellen vereist den Blick, den ein gigantischer Schiffsrumpf bannt, der sich immer mächtiger auf die Drehbühne schiebt. Ein Kriegsschiff wohl, anscheinend noch im Bau, die metallene Außenhaut ist noch nicht...
Der Schlausten einer ist er nicht – wohl aber einer der naivsten. Von einer Katastrophe in die nächste taumelt der arme Candide. Anscheinend immer zur falschen Zeit am falschen Ort, gerät er als Soldat in den Krieg, in die Fänge der Inquisition, wird zum Mehrfachmörder und überlebt – auf wundersame Weise, wie alles andere – selbst das schwerste Erdbeben. Und als er...