Wie das Leben selbst
Ein Doppelschlag bekräftigt die republikweite Bedeutung der Oper Frankfurt: Innerhalb von acht Tagen gab es am Willy-Brandt-Platz und im Bockenheimer Depot zwei Premieren, deren Unterhaltungswert in etwa dem Diskussionsbedarf entspricht, den sie auslösen. Wer zu Sarkasmus neigt, könnte meinen, eine höhere Instanz habe diese Kombination gewählt, um das berühmte «Capriccio»-Zitat «Zwei Schläge sind dann Leben oder Tod» näher auszuführen.
Die letzte Oper von Richard Strauss und Manfred Trojahns Erstling, getrennt durch fünf Jahrzehnte, unterscheiden sich konzeptionell nur wenig: «Capriccio» ist ein «Konversationsstück für Musik», «Enrico» eine «Dramatische Komödie». Aber die beiden Inszenierungen divergieren denkbar stark, machen dem Zuschauer schlagartig die Konkurrenzmodelle heutiger Regiestrategien deutlich – den Gegensatz von konventioneller Pseudo-Aktualisierung und zeitloser Gültigkeit.
Brigitte Fassbaenders «Capriccio»-Inszenierung will dem amourös-melancholischen Satyrspiel des alten Strauss partout eine tiefere Dimension andichten. Gräfin Madeleine, die in der Originalfassung zwischen zwei Liebhabern schwankt, entscheidet sich irritierenderweise für die Résistance; sie ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt März 2018
Rubrik: Im Focus, Seite 12
von Volker Tarnow
Die Tonart verheißt nichts Gutes: d-Moll, das klingt nach grimmig-versteinertem Komtur, nach Verderben, nach Tod. Aber genau darum geht es in diesem allegro assai moderato zu Beginn des zweiten Akts, das mit heftigen Oktavschlägen im Orchester einsetzt, zwischendurch beklemmend in die Stille hineinatmet und dann in den Celli jene schmerzensreiche...
59. Jahrgang, Nr 3
Opernwelt wird herausgegeben von
Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
ISSN 0030-3690
Best.-Nr. 752309
Redaktion Opernwelt
Nestorstraße 8-9, 10709 Berlin
Tel.: +49(0)30/25 44 95 55
Fax: +49(0)30/25 44 95 12
redaktion@opernwelt.de
www.der-theaterverlag.de/opernwelt
Redaktion
Jürgen Otten, Albrecht Thiemann (V. i. S. d. P.)
Redaktionsbüro
Andrea Kaiser...
Propheten haben es im eigenen Land immer schwer, aber irgendwann wird ihre Stimme auch dort gehört. Zu den großen Gestalten der zeitgenössischen Musik, die ihrer Heimat treu geblieben sind, ihren Ruhm aber überregionaler Aufmerksamkeit verdanken, gehört der Komponist Bernd Alois Zimmermann. 1918 geboren in dem Voreifeldorf Bliesheim (heute ein Ortsteil von...