Wenn die Zeit stillsteht
Es gibt ein paar Regeln des Betriebs, die bei Adriana González sogleich außer Kraft traten. Eine davon lautet, dass es für junge Sängerinnen und Sänger gut ist, sich zunächst in einem Ensemble zu entwickeln, Sicherheit zu bekommen. Eine andere, die damit zusammenhängt, lautet, dass es für junge Sängerinnen und Sänger gut ist, das Repertoire nicht hektisch, aber doch kontinuierlich zu erweitern, wie es eben unter einer klugen Intendanz möglich sein sollte. Auch Adriana González dachte natürlich an ein Festengagement.
«Aber die Rollenangebote gingen nicht in die Richtung, in die meine Stimme ging», sagt sie, und ihr Agent habe alles schon gut vorbereitet. Seit fünf Jahren, seit ihrer Zeit in den Opernstudios in Paris und Zürich, arbeitet sie also frei und singt die Rollen, die sie singen will, oder präziser: die ihre Stimme singen will. «Ich hatte auch Glück», sagt sie, «man muss im richtigen Moment ins richtige Projekt am richtigen Haus rutschen.» Ein sanftes Understatement für eine ungewöhnliche Karriere.
Die Sopranistin Adriana González, das war dann bald nicht mehr wichtig, aber doch eine ungewöhnliche Ausgangssituation, kommt aus einem Land, in dem es kein Opernhaus gibt. Ihre ...
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Magazin, Seite 66
von Judith von Sternburg
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