Freiheitskampf
Mozarts und Da Pontes Anti-Held – ist er ein erotischer Wüstling und Anarchist oder doch bloß Projektionsfläche seiner geschändeten Frauen? Am Staatstheater Kassel wird das zunächst nicht thematisiert. Denn im Fokus steht erst einmal die «Raumbühne» des Opernhauses. Hier dürfen Don Giovanni und seine Crew auftrumpfen oder müssen sie untergehen. Hausszenograf Sebastian Hannak und Intendant Florian Lutz haben das innenarchitektonische Schmuckstück, das als Überbrückung einer fälligen Generalsanierung der Bühnenmaschinerie errichtet wurde, «Antipolis» getauft.
Dort gelingt es Regisseur Paul-Georg Dittrich, das «Don Giovanni»-Personal zu extremer Spielintensität mit viel Handlungstempo zu steigern und von vielen Opernklischees zu befreien. Ob die «Gegenstadt» die Aufführenden eher konditioniert oder doch kreativ explodieren lässt, wird nicht immer klar. Jedenfalls liefert der Bühnenraum mit seinem schematischen Schachbrettmuster aus klobigen Schwarzweiß-Karos den radikalen Kontrapunkt zum Espressivo des dramma giocoso.
Das Staatsorchester, belebend und nuanciert geführt von Mario Hartmuth, agiert gleichsam medias in res. Das Publikum sitzt verteilt, sowohl im Parkett als auch auf ...
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Panorama, Seite 42
von Wolfgang Schreiber
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