Zeitengewitter
Bereits 2018 hatte die Wiener Volksoper ein Buch herausgebracht: «Ihre Dienste werden nicht mehr benötigt». Die Autorin Marie-Theres Arnbom zeichnet darin das Schicksal all der, zumal jüdischen Künstler nach, die das Haus nach dem «Anschluss» Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 verlassen mussten, festgemacht an der Operette, die auf dem Spielplan stand, als die Nazis in Wien einmarschierten: «Gruß und Kuß aus der Wachau», vertont von Jara Beneš.
Viele emigrierten kurz danach in die Neue Welt oder, häufiger, nach Lateinamerika, andere schafften es nicht mehr und wurden im KZ ermordet.
An der Volksoper durften sie jetzt zumindest fiktiv noch einmal für einen Abend an ihre Bühne zurückkehren, in einem Stück des niederländischen Autors und Regisseurs Theu Boermans, das wiederum auf dem Buch basiert: Mit großem Ensemble wird Beneš’ Operette, im Premierendatum um einige Wochen vorverlegt, in einer Proben -situation gezeigt. Die junge israelische Dirigentin und Komponistin Keren Kagarlitsky hat den erhaltenen Klavierauszug nach allen Regeln der Genrekunst neu instrumentiert, streut daneben Kompositionen von jüdischen Komponisten wie Mahler, Schönberg und Ullmann ein und ...
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Im Fokus, Seite 12
von Michael Stallknecht
Der Dichter sprach. Und er sprach in höchsten Tönen – von einem Komponisten, dessen Œuvre nur einem engeren Expertenkreis wirklich grundlegend bekannt, dessen Rang auch deswegen in der Musikgeschichte bis heute umstritten ist. Für Marcel Proust, der in seinem Hauptwerk «À la recherche du temps perdu» hinlänglich seine Affinität zur Musik bekannte, bestand...
Mag sein, dass Karl Gottlieb Lappe schon vor mehr als zweihundert Jahren das erlebte, was inzwischen als «Nahtoderfahrung» auch die Wissenschaft zunehmend beschäftigt. Der Schöpfer jenes Gedichts «Im Abendrot», das in Schuberts Vertonung so weithin berührt, endet mit der Zeile, «... und dies Herz, eh es zusammenbricht, trinkt noch Glut und schlürft noch Licht»....
Ob obiges Bildnis wirklich bezaubernd schön ist, darüber ließe sich ausgiebig debattieren, zumal sich der Geschmack über die Zeiten hin doch stark geändert hat. Was aber unzweifelhaft ist: Der Mann, den wir dort sehen, war einer der mächtigsten Absolutisten Europas und hält zudem mit einer Amtszeit von satten 72 Jahren den Herrscher-Rekord. Von 1643, da war er...