Wagners vielschichtigste Frauenfigur
Richard Wagner war einer der ersten Komponisten, der nicht den Notentext, sondern die Aufführung als «Werk» verstand: Ein Kunstwerk, so seine Überzeugung, existiere nur dadurch, dass es «zur Erscheinung» komme. Und für das Drama sei das nun mal die Aufführung auf der Bühne. Damit unterschied sich Wagner nicht nur von starken Tendenzen der zeitgenössischen Ästhetik (wie sie insbesondere von Brahms, Hanslick, Spitta, Kalbeck und Co. vertreten wurde), sondern er nahm Grundpositionen der späteren Theaterwissenschaft vorweg, die sich denn auch gern mit ihm auseinandersetzt.
Die Materie ist freilich komplex und erfordert einen Methodenmix der Analyse: Erst so lässt sich ein wissenschaftlicher Zugang zu den Musikdramen legitimieren. Es kann nur um den Versuch gehen, dem Gegenstand methodisch auf dem neuesten Stand zu begegnen.
Einen solchen Versuch hat die Japanerin Chikako Kitagawa mit ihrer nun im Druck vorliegenden, an der Freien Universität Berlin entstandenen Dissertation unternommen. Dass die Formulierung vom «Versuch» im Titel des Buches auftaucht, dürfte weniger als Gruß an Adornos «Versuch über Wagner» gedacht sein (der natürlich in die Analyse hereinspielt), sondern als Zeichen ...
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Opernwelt März 2016
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 30
von Stephan Mösch
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