Wagner: Die Walküre
«Ringe» allerorten. Wenn einer darunter sich apolitisch gibt, dann der an der Opéra national du Rhin. David McVicars Wagner-Deutung überführt die Mythologie im Ambiente von Rae Smiths schrundigen Wänden samt urig-knorriger Esche und metallschicken Designer-Bergeshöhen in eine zeitlose Auslegung der menschlichen Tragödie. Auf den ersten Blick fällt «Die Walküre» dabei weit weniger originell aus als das unterhaltsame Fantasy-«Rheingold». Konventionell, am Text entlang, déjà vu – ganz falsch ist das rasche Abwinken der Enttäuschten nicht. Aber voreilig.
Denn McVicar ist ein viel zu guter Menschenanleiter, um nicht darüber hinaus zu gelangen.
Dass Hunding sich, selbst bei Tisch, mit einem ostasiatisch anmutenden Hilfstrupp umgibt und Siegmund später regelrecht absticht, verdankt sich der Detailarbeit des Regisseurs. Und dass er Brünnhildes Grane und all die Walkürenrösser von Athleten auf Metallstelzen und mit Alu-Pferdeköpfen zu einem hoppelnden Ballett überreizt, nimmt man mit der Zeit etwas genervt hin. Ausschlaggebend bleibt indes die mit vielen genauen Beobachtungen genährte Tragödie Wotans zwischen Wollen und Müssen, bleibt Brünnhildes von ihrer Emotionalität diktierter ...
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