Viele Valeurs
Leider ist Lioba Braun nicht mehr in Bayreuth präsent, singt Ortrud und Brangäne nun in Dresden, Fricka in Neapel oder Venus in Los Angeles. Doch auf ihrer ersten Solo-CD bei Sony sind nun ihre Sieglinde, Kundry, Waltraute und – neben den betörend erotisch, ja strahlend gesungenen Wesendonck-Liedern – auch das «Tristan»-Vorspiel und Isoldes Liebestod als überzeugende musikalische Klammer festgehalten.
Wie schon in Bayreuth überzeugt nicht nur Lioba Brauns samtener, farbenreicher dramatischer Mezzo in Tiefe und Mittellage, sondern auch eine selbst im Piano leuchtende, nie scharfe Höhe. Exzellent artikulierend, mit vielen Valeurs, feinem, nie ausladendem Vibrato und großem Ausdruck singt sie die «Herzeleide-Erzählung» und den «Christus-Monolog» Kundrys. Die Durchschlagskraft ihrer Sieglinde und Waltraute (deren Monologe hier als Erzählungen über Wotan korrespondieren) überzeugt ebenso wie der subtil gesteigerte, schließlich frei flutende «Liebestod». Peter Schneider begleitet mit dem NDR Sinfonieorchester solide und verhalten ausdrucksvoll.
Lioba Braun singt Wagner (Wesendonck-Lieder und Ausschnitte aus «Parsifal», «Die Walküre», «Götterdämmerung», «Tristan und Isolde»).
NDR ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Ein junger Mann im Orchestergraben hatte die wichtigste unter den vielen stummen Rollen des Abends. Seine Aufgabe bestand darin, die gerade benutzten Seiten der Dirigierpartitur festzuhalten und gegen die Windstöße des Mistral zu verteidigen. Er machte seine Sache gut. Und auch Michel Plasson war die Ruhe selbst: Er hat mehr Produktionen im Amphitheater von Orange...
Dass Salzburg 1982 in Levine/Ponnelles «Zauberflöte» eine «ideale» Aufführung gesehen haben will, erstaunt angesichts dieser Aufnahme. War alles andere damals so schwach, dass solch eine Klassikerpflege als überragend galt? Oder hat der «historische» Mitschnitt den Esprit nicht eingefangen? Neben der statischen Regie und den schleppenden Dialogen stört die Routine...
Drei Jahrzehnte ist es nun her, dass Hans Werner Henze das «Cantiere Internazionale d’Arte» ins Leben rief. Im Sommer 1976 fanden die ersten Veranstaltungen in Montepulciano statt. Damals waren Riccardo Chailly und Volker Schlöndorff zu Gast. Ferner bemühte man sich intensiv um die «Volksbildung». Der Geiger Jesse Hawkins spielte Bach-Partitas für Bauarbeiter, und...
