Instrumentale Nummernrevue
Die luzidesten Einsichten zu vermeintlich sattsam Bekanntem, zu scheinbar hoffnungslos Vernutztem haben nicht selten weitab der musikalischen Hauptwege siedelnde Querköpfe – jene Paradiesvögel, die noch in dem banalsten Schlager oder der seifigsten TV-Erkennungsmelodie eine poetische Wahrheit aufspüren.
Das italienische Duo Gianluigi Trovesi (Klarinetten) und Gianni Coscia (Akkordeon) zählt zweifellos zu diesem Künstlerschlag: Mit anarchischem Entdeckergeist, virtuosem Spielwitz und diebischer Freude an der improvisatorischen Renovierung des vorgefundenen Materials graben sich die beiden Herren seit zehn Jahren durch den Klangfundus – egal, ob die objets trouvés aus der Oper, aus dem Konzertsaal, von der Chanson-Bühne oder vom Marktplatz stammen.
Nun haben sich Trovesi/Coscia einiger Song-Ikonen Kurt Weills angenommen, vor allem aus «Mahagonny», aber auch «Dreigroschenoper» und Broadway schwingen mit. Weill mal nicht als Bearbeitungsvorlage, sondern als Bühne für zwei grandiose Clowns und Geschichtenerzähler, die für jenen mozartischen Mix aus Tragik und Heiterkeit, Tiefsinn und Unterhaltung, den der Dessauer Kantorensohn so effizient wie eigensinnig ins 20. Jahrhundert übersetzte, ...
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Die Aufführung von Giuseppe Verdis «La traviata» bei den Salzburger Festspielen wirft nicht ganz unwichtige Fragen zum Thema Kulturbetrieb auf. Eine Frage könnte beispielsweise lauten: Kann eine Opernproduktion, die ein fast schon absurder medialer Vorabrummel begleitet, überhaupt irgendwie kritisierbar oder gar schlecht sein? Wenn Zeitungen, Illustrierte,...
Das Théâtre du Grand Saint-Jean bringt eine Prise Glyndebourne nach Aix. Zwanzig Autominuten vor der Stadt liegt ein idyllisches Landgut, man promeniert unter alten Alleen und kann vor der Aufführung picknicken. Gespielt wird im Innenhof, dessen maroden Charme Ivan Theimer in seine Ausstattung des «Barbiere di Siviglia» einbezieht. Fünf verschiebbare Wände genügen...