Instrumentale Nummernrevue

Die luzidesten Einsichten zu vermeintlich sattsam Bekanntem, zu scheinbar hoffnungslos Vernutztem haben nicht selten weitab der musikalischen Hauptwege siedelnde Querköpfe – jene Paradiesvögel, die noch in dem banalsten Schlager oder der seifigsten TV-Erkennungsmelodie eine poetische Wahrheit aufspüren.


Das italienische Duo Gianluigi Trovesi (Klarinetten) und Gianni Coscia (Akkordeon) zählt zweifellos zu diesem Künstlerschlag: Mit anarchischem Entdeckergeist, virtuosem Spielwitz und diebischer Freude an der improvisatorischen Renovierung des vorgefundenen Materials graben sich die beiden Herren seit zehn Jahren durch den Klangfundus – egal, ob die objets trouvés aus der Oper, aus dem Konzertsaal, von der Chanson-Bühne oder vom Marktplatz stammen.
Nun haben sich Trovesi/Coscia einiger Song-Ikonen Kurt Weills angenommen, vor allem aus «Mahagonny», aber auch «Dreigroschenoper» und Broadway schwingen mit. Weill mal nicht als Bearbeitungsvorlage, sondern als Bühne für zwei grandiose Clowns und Geschichtenerzähler, die für jenen mozartischen Mix aus Tragik und Heiterkeit, Tiefsinn und Unterhaltung, den der Dessauer Kantorensohn so effizient wie eigensinnig ins 20. Jahrhundert übersetzte, ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt September/Oktober 2005
Rubrik: CDs, Seite 67
von Albrecht Thiemann

Vergriffen
Weitere Beiträge
In Schönheit sterben

Schon Monate vor ihrem Erscheinen hat diese Aufnahme die Klassikwelt zum Erzittern gebracht: Zur letzten Opern­produktion alten Stils, die sich seine Firma noch leisten könne, rief der inzwischen verabschiedete Artist & Repertoire-Direktor der EMI, Peter Alward, den neuen «Tristan» seines Hauses aus. Mit der über zehn Jahre geplanten und 750 000 Euro teuren...

Probe mit vertauschten Koffern

Juwel, Kleinod – die Begriffe liegen na­he. Denn nichts anderes ist’s, was sich im Kurpark von Bad Wildbad mit viel ehrenamtlichem Nachdruck frisch renoviert präsentiert. Pastellfarben – Rostrot, Lindgrün, Vanille: Wie eine Puppenstube wirkt das ehedem Königliche Kurtheater von 1864 im Vergleich zu manchem Riesenhaus. Zur Eröffnung des kleinen, feinen Festivals...

Tradition und Postmoderne

Am Teatro Colón in Buenos Aires spielten die Werke Richard Wagners schon immer eine wichtige Rolle. Über Jahrzehnte gastierten zahlreiche bedeutende Wagner-Interpreten in der argentinischen Hauptstadt: Felix Weingartner, ­Erich Kleiber, Fritz Busch, Erich Leinsdorf, Otto Klemperer, Fritz Reiner; Kirst­en Flagstad, Astrid Varnay, Frida Leider, Birgit Nilsson,...