Väter und traumatisierte Söhne
Wer ein Weltreich regiert, ist mitunter selten zu Hause. Für Philippe II. galt dies im Besonderen, der spanische König tat sich schwer, sein Imperium zusammenzuhalten. Der Aufstand in den Niederlanden machte ihm ebenso zu schaffen wie die verlustreichen Auseinandersetzungen mit England und jener Langzeitkrieg gegen Frankreich, der 1559 schließlich beendet werden konnte. Nun aber galt es, den Frieden durch die strategische Eheschließung mit der französischen Prinzessin Élisabeth de Valois zu sichern. Auf seinen bis dato einzigen Sohn wollte Philippe dabei jedoch nicht setzen.
Zu schwer wog dessen genetische Vorbelastung – die Eltern waren doppel -seitig Cousine und Cousin. Die Geschichtsschreibung weiß denn auch von der psychischen wie physischen Labilität des optional als Thronfolger gezeugten Infanten zu berichten. Kein Wunder, dass Philippe II., der in strengen spanischen Herrschertugenden erzogene Spross Kaiser Karls V., den heranwachsenden Carlos als kommenden König für untragbar hielt. Dessen Geisteszustand, gepaart mit ständigen Stimmungswechseln, und die Selbstbeherrschung eines Landesvaters, der das schmerzvolle Erbe Spaniens in ein neues Goldenes Zeitalter führen sollte, ...
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Opernwelt Mai 2025
Rubrik: Im Focus, Seite 28
von Peter Krause, Götz Thieme
Man könnte denken, Johann Friedrich Agricola habe mit seinem Geburtsort geographische Gerechtigkeit walten lassen. Bald auf den Meter genau in der Mitte zwischen den Städten Altenburg und Gera liegt das Dorf Dobitschen, wo Agricola 1720 als Sohn eines «Fürstlich Altenburgischen und Freiherrlich Bachofenischen Kammeragenten und Gerichtsdirektors» zur Welt kam....
Wer schön sein will, sagt der Volksmund, muss leiden. Und wer wüsste das besser als Clorinda und Tisbe, die beiden «rechtmäßigen» Töchter Don Magnificos. Die Ouvertüre zu Rossinis Dramma giocoso zeigt sie bei morgendlichen Gymnastik-Übungen; angeleitet werden die beiden schläfrigen Damen von einem Tanzquartett, das in knappen weißen Trikots überaus gelenkig und mit...
Als er seine Kirche in ihrer Anpassung an den faschistischen Staat scheitern sah, wagte Dietrich Bonhoeffer, einer jener wenigen Aufrechten, die sich der Gleichschaltung des Glaubens widersetzten, den Widerstand. Schließlich gelte es «nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen». Christentum bedeute Entscheidung,...
