Umsichtig und fordernd
Der Mann war entweder einfach gut oder er verfügte über glänzende Kontakte – im Glücksfall sogar beides. Martín y Soler schrieb mehr als dreißig Opern und rund zwanzig Ballette für die bekanntesten Theater Europas, darunter das Burgtheater in Wien, die Eremitage in St. Petersburg, das King’s Theatre in London und das San Carlo in Neapel, wo 1779 seine «Ifigenia in Aulide» uraufgeführt wurde. Soler stand in Kontakt mit Haydn, Mozart, Salieri; Da Ponte und Moretti schrieben ihm Libretti.
Juan Bautista Otero bemängelt in seinem exzellenten, leider jedoch nicht ins Deutsche übersetzten Einführungstext, dass in den letzten fünfzehn Jahren gerade einmal fünf von Solers Opern wiederentdeckt und aufgeführt wurden. Aus Anlass seines 200. Todestages im Jahr 2006 haben Otero und die Real Compañía Ópera de Cámara sich der «Ifigenia» zugewandt. Nur relativ kurz, zwischen 1779 und 1783, setzte sich Soler mit der «Opera seria» auseinander, bevor er sich dem «dramma giocoso» zuwandte.
Die vorliegende Einspielung überzeugt durch Elan und Esprit, ein sorgfältig phrasiertes Orchesterspiel und überdurchschnittliche Sängerleistungen, vorneweg Leif Aruhm-Solén als Agamennone. Er lässt seine Koloraturen ...
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