Turbulentes Finale

Die Dirigentin Anja Bihlmaier verabschiedet sich in Hannover mit einer eindrucksvollen «Rusalka» Richtung Kassel

Opernwelt - Logo

Erst eine vorlaute Sängerin, dann eine stimmlose: Für die Dirigentin Anja Bihlmaier, die zum Beginn dieser Spielzeit von Hannover nach Kassel wechselte, um dort Erste Kapellmeisterin und stellvertretende Generalmusikdirektorin zu werden, begannen die Abschiedswochen in der niedersächsischen Landeshauptstadt ein wenig turbulent. Da musste sie in der Zeitung lesen, dass Simone Kermes, als Gast zur Spielzeiteröffnungsgala angereist, zum Thema Dirigentinnen spontan ein abfälliges «Auweia» entfuhr.

Allerdings hatte Bihlmaier, die ihre Irritation darüber im Gespräch nur ganz dezent andeutet, an diesem Abend Glück. Sie musste mit Frau Kermes nicht auftreten und wurde so auch von der spontanen Versöhnungskussattacke verschont, mit der Kermes die Generalmusikdirektorin Karen Kamensek bedachte.

Weniger Glück hatte Bihlmaier bei der Premiere von Dvoráks «Rusalka»: Ironischerweise hatte die Sängerin der stummen Nixe ihre Stimme verloren. Von der Seite sang, sehr respektabel, Ensemblemitglied Rebecca Davis, während auf der Bühne die erkrankte Sara Eterno die Seelenqualen einer bald verlassenen Geliebten verkörperte. Der damit einhergehende Verfremdungseffekt passte allerdings ganz gut zur eher ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Dezember 2015
Rubrik: Magazin, Seite 83
von Rainer Wagner

Weitere Beiträge
Aus der Hüfte

Ein grauer Oktoberabend. Monteverdi. Die Toccata aus «L’Orfeo». So geht es los im Berliner Festspielhaus. Zwei Musiker aus Kinshasa spielen die berühmte Melodie. Auf einer E-Gitarre der eine, auf dem Daumenklavier, einer Likembe, der andere. Hinten, vor einer goldgelben Kettengardine, sind alle möglichen Percussion-Instrumente aufgebaut – Xylofon, Woodblocks,...

Die da oben, die da unten

Und die Oper? Das war die Frage, als Andreas Beck im Herbst 2015 vom Schauspielhaus Wien als Intendant ans Theater Basel kam. Sie stand umso dringender im Raum, als Beck sein Amt von Georges Delnon übernahm, einem Vertreter des Musiktheaters, der inzwischen an die Oper Hamburg wechselte. Wer den Basler Spielplan mit seinem starken Akzent im Schauspiel betrachtete,...

Glitz und Tücke

Das Stück zieht sich immer wieder die Maske eines verbindlichen Lächelns über. Doch dahinter zeigt Monteverdis Altersoper «L’incoronazione di Poppea» ihr wahres Gesicht – und das trägt die Züge von Willkür, Tücke, Zynismus, Grausamkeit. Ein weit angelegter Bilderbogen menschlichen (Miss-)Verhaltens aus der Perspektive des Eros. Dabei versagt sich das Werk – mancher...