Trost in diesen Zeiten
Es gibt Konzerte, von denen man recht früh weiß, dass man sie nicht vergessen wird. Manchmal werden solcher Art Ereignisse von Mesalliancen kontrapunktiert, die das Ganze aber gar nicht in ein dunkleres Licht ziehen. Und selten kommen beide Ereignisse in einer Erinnerung zusammen – und können ohne aneinander nicht sein, im positiven Sinne. Am 26. November 2022 gab es ein solches Ereignis: Der Kammermusiksaal der Berliner Philharmonie: nur zu einem Drittel besetzt.
Drüben im Großen Saal gab das Deutsche Symphonie-Orchester Gustav Mahlers – momentan viel zu oft gespielte, zweifellos fantastische – dritte Symphonie. Der RIAS Kammerchor Berlin – eigentlich durch den Zusammenschluss der Ensembles in der ROC Berlin mit dem DSO verschwistert – musste drunter leiden. Sicherlich ein Planungsfehler. Diese zwei Klangkörper sollten nicht in Konkurrenz zueinander treten.
Die lettische Dirigentin Krista Audere hatte ein Programm von tiefer dramaturgischer Klugheit und erwärmender Schönheit zusammengestellt. Ein Programm, das Werke von Komponistinnen und Komponisten aufreihte, denen man bis dahin vielleicht nahezu ausnahmslos skeptisch – im Sinne vorauseilender Adorno-Avantgarde-Gläubigkeit – ...
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Opernwelt Februar 2023
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Arno Lücker
Die nordamerikanische Metropole am südlichen Zipfel des Lake Michigan empfängt uns mit einem schwindelerregenden Temperatursturz: Eben noch zeigte die Wetter-App über 20 Grad an, doch innerhalb weniger Stunden fällt das Thermometer auf den Nullpunkt. Im «Blue Line»-Zug vom Flughafen nach Downtown scheint niemand überrascht, die «windy city» ist vertraut mit...
Hoffnung klingt anders. Traurig und trist tropfen die Achtel von der imaginären Decke herunter, fallen auf schwere, quer im Raum verteilte Halbnotensäulen. Und dann diese Tonart! D-Moll, das riecht nach Unheil, Schmerz, nach Tod. Dennoch versucht es der Dichter, mit einer triolischen, sich behutsam aufrichtenden Phrase und mit jenen Worten, die dem Komponisten...
Für Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss war es ein Terror der Seele, der die traumatisierte, um ihren ermordeten Vater Agamemnon trauernde Elektra zur unversöhnlichen Rache antreibt. Für den Regisseur Paul-Georg Dittrich ist es ein blutiger Terror, der aus dem noch immer faschistoid kontaminierten Deutschland kommt. Dittrich weitet den von Hofmannsthal und...