Tragödie als Farce

Die Deutsche Oper am Rhein kombiniert Berlioz’ «Les Troyens» mit Offenbachs Troja-Parodie «La Belle Hélène» – und verteilt die Produktion paritätisch auf die Standorte Duisburg und Düsseldorf

Erstmals wagt sich die Deutsche Oper am Rhein an die «Trojaner» von Hector Berlioz und delegiert arbeitspraktisch geschickt je einen der beiden Teile nach Duisburg und Düsseldorf. Wie Herbert Wernicke 2000 bei den Salzburger Festspielen schiebt Regisseur Christof Loy als Kommentar, nur in Duisburg, Offenbachs Buffa «La Belle Hélène» nach. Auch diese lässt er im Original vortragen, die Dialoge allerdings auf Deutsch. So wird der Sinn der Parallelaktion deutlicher.

Die Nahtstelle setzt Loy bereits im zentralen Akt der Düsseldorfer «Trojaner in Karthago» an, der in zerstückelter Form 1863 am Pariser Théâtre Lyrique herauskam, genau ein Jahr vor Offenbachs Persiflage auf die Vorgeschichte des Trojanischen Krieges.
Aeneas hat sich nach dem in Duisburg spielenden «Fall von Troja» nach Karthago retten können. Dieses ist bei Loy, dem Bühnenbildner Herbert Murauer und in den Kostümen Michaela Barths ein befriedet gemischtrassiges Gemeinwesen von heute, das sich unter Leitung der gouvernantenhaft im kleinen Grauen steckenden Dido seiner ­sozialistischen Kaderleistungen rühmt. Angesichts einer Kriegsbedrohung aus Afrikas Innerem lässt es sich durch die tölpelhaft auftretende Soldateska der ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Dezember 2005
Rubrik: Im Focus, Seite 12
von Ulrich Schreiber

Vergriffen
Weitere Beiträge
Eötvös: Le Balcon

Seit 1991 stemmt sich Walter Kobéra nun schon gegen das Verdikt, dass neues Musiktheater in Wien allenfalls als Festivalgabe ans Publikum zu bringen sei. Und das mit trotzigem Erfolg. Jährlich vier Premieren bietet seine durch städtische und Bundesmittel mit rund sechshunderttausend Euro unterstützte Neue Oper. Dass man sich ausschließlich um Werke der klassischen...

Mission der besonderen Art

I. «Das klingt jetzt wie im Dom-Konzert. Man hört Sie gut. Sie können viel weniger geben.» Musikalische Feinjustierung für die Rheintöchter. In neuer akus­tischer Umgebung müssen sie das Schwimmen erst wieder lernen. Der Bademeister ist derselbe wie zu Hause: Philippe Auguin, Nürnbergs langjähriger Generalmusikdirektor. Aber sonst läuft alles anders bei dieser...

Editorial

Wenn es ums Geld geht, hört der Spaß bekanntlich auf. Manchmal fängt er allerdings, gibt man nur genug davon für prestigeträchtige Kulturbauten aus, dann auch erst so richtig an. Rund zweihundertfünfzig Millionen Euro hat man sich im spanischen Valencia einen von Star-Architekt Santiago Calatrava entworfenen «Palast der Künste» kosten lassen – in der Erwartung, das...