Traditionelle Moderne
Wer den optischen Overkill des überbordenden Bayreuther «Parsifal» von Christoph Schlingensief noch im Kopf hat, atmet erleichtert auf bei diesem drei Akte lang nur wenig variierten Bunker und der stilisierten Regie von Nikolaus Lehnhoff in der Aufzeichnung des «Parsifal» aus Baden-Baden. Der Gral als weißer Spalt in einer gewölbten Wand, durch den die Grals- als Kreuzritter wiederkehren – das ist interessant gedacht, aber seltsam anzuschauen, ebenso die vermummten Blumenmädchen mit ihren Flossen, was so erotisch anmutet wie die Mägde in alten Inszenierungen von «Elektra».
Rastalocken und Abenteuer-Look charakterisieren Parsifal, futuristisch Aufgedonnertes dagegen bei Kundry und Klingsor im Zauberschloss.
Waltraud Meier stattet die Kundry wie gewohnt mimisch wie gesanglich mit vielen Facetten aus, während Christopher Ventris zwar sehr natürlich, aber weniger charismatisch und unbedarfter singt, als dies selbst einem tumben Toren gebührt. Das augenrollende Pathos Thomas Hampsons als in schweren Decken über die Bühne wankender Amfortas dagegen ist schwer erträglich, während Matti Salminen einmal mehr einen grundsoliden, sehr präsenten Gurnemanz gibt.
Kent Naganos Lesart wirkt ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Das Théâtre du Grand Saint-Jean bringt eine Prise Glyndebourne nach Aix. Zwanzig Autominuten vor der Stadt liegt ein idyllisches Landgut, man promeniert unter alten Alleen und kann vor der Aufführung picknicken. Gespielt wird im Innenhof, dessen maroden Charme Ivan Theimer in seine Ausstattung des «Barbiere di Siviglia» einbezieht. Fünf verschiebbare Wände genügen...
Juwel, Kleinod – die Begriffe liegen nahe. Denn nichts anderes ist’s, was sich im Kurpark von Bad Wildbad mit viel ehrenamtlichem Nachdruck frisch renoviert präsentiert. Pastellfarben – Rostrot, Lindgrün, Vanille: Wie eine Puppenstube wirkt das ehedem Königliche Kurtheater von 1864 im Vergleich zu manchem Riesenhaus. Zur Eröffnung des kleinen, feinen Festivals...
Im Jubiläumsjahr 2006 wollen die Salzburger Festspiele alle zweiundzwanzig Mozart-Opern szenisch aufführen. Die großen Stücke werden von den Festspielen selbst produziert. «Don Giovanni» und «La clemenza di Tito», von Martin Kusej inszeniert, liegen schon vor. In Herrmann-Inszenierungen existieren bereits «Così fan tutte» und, noch aus der Mortier-Ära, «Idomeneo»....