Tödliche Leidenschaften

Grétrys «Andromaque» bei den Schwetzinger Festspielen

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Die Verkettung einander ausschließender Emotionen gehört zu den Grundstrukturen der Operndramaturgie. Grétry und sein Librettist Louis-Guillaume Pitra haben für ihre 1780 an der Pariser Académie Royale de Musique uraufgeführte Oper auf Jean Racines Tragödie «Andromaque» zurückgegriffen. In diesem für die französische Klassik ungewöhnlich düsteren Stück geht es einmal nicht um den ewigen Zwiespalt von Pflicht und Neigung, sondern um die totale, unauflösbare Verwirrung der Gefühle.

Oreste liebt Hermione, die wiederum den mit ihr verlobten Pyrrhus liebt, der seinerseits Andromaque begehrt, die aber geschworen hat, ihrem von den Griechen vor Troja erschlagenen Mann Hektor die Treue zu bewahren und den gemeinsamen Sohn Astyanax zu beschützen. «Kann ich nicht wissen, ob ich liebe oder hasse?», fragt sich Hermione. Sie weiß es so wenig wie Pyrrhus, dessen Gefangene Andromaque ist, oder Oreste, der als Abgesandter der Griechen nach Epirus kommt, um den Kopf des Astyanax zu fordern. Hermione stachelt Oreste aus Eifersucht zum Mord an Pyrrhus auf, will es hinterher aber nicht gewesen sein und tötet sich selbst, worüber Oreste den Verstand verliert.

Schon Racine interessiert sich ...

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Opernwelt Juni 2010
Rubrik: Im Focus, Seite 20
von Uwe Schweikert

Vergriffen
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