Fiebriger Puls

Parma: Verdi: Simon Boccanegra

Opernwelt - Logo

Als «Simon Boccanegra» 1857 zur Uraufführung kam, war Verdi seiner Zeit zu weit voraus, um beim Publikum und bei den Impresari punkten zu können. Das Fiasko in Venedig wollte er nicht auf sich sitzen lassen, und so arbeitete er das Werk – unter Verwendung zahlreicher dramaturgischer Eingriffe von Arrigo Boito – zu einer Art italienischem «Boris» um. Diese Version kam 1881 an der Scala heraus, Verdi feierte einen späten, wenn auch noch nicht haltbaren Triumph.

Ein Erfolg, an den Regisseur Giorgio Gallione und Ausstatter Guido Fiorato (gebürtige Genueser) nun mit ihrer historisierenden Produktion in Parma anzuknüpfen suchten. Der Konflikt zwischen Adel und Plebs, die um Macht, Geld und soziale Vorherrschaft ringen, während vor lauter dunklen Texturen, Moll-Tönen und raffiniert gesetzten Harmonien nur wenig Platz für Belcanto-Nummern bleibt, wird in engen Gassen, prachtvollen Sälen und einsamen Gärten ausgetragen. Der Schauplatz der Handlung ist selbst zwischen den Akten präsent – in Form eines Genua-Holzschnitts aus der Schedel’schen «Weltchronik» von 1493, der den Vorhang ziert. Details dieser Stadtansicht wurden zudem auf die Bühne projiziert, in wechselnden Farben und verzerrten ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Juni 2010
Rubrik: Panorama, Seite 47
von Carlo Vitali

Vergriffen
Weitere Beiträge
Funkelnde Attacke

Auch das Augsburger Stadttheater muss empfindliche Kürzungen während der laufenden Saison verkraften. Doch Regisseurin Yona Kim, in Südkorea geboren, in Wien ausgebildet und demnächst in Stuttgart mit Chaya Czernowins «Pnima» aktiv, scheint das eher zu beflügeln.

Mit Bühnenbildnerin Etienne Pluss reißt sie für «Lucia di Lammermoor» weite, dumpf schimmernde,...

Zeit und Reife

Herr Jansons, warum dirigieren Sie eigent-lich nicht häufiger Oper?
Ich würde es gern, dringend und unbedingt machen. Sie haben ja Recht. Es ist meine Leidenschaft. Aber schauen Sie: Ich habe Einladungen von verschiedenen Häusern bekommen. Dann lese ich: Orchesterproben beginnen an diesem und jenem Tag, Bühnenproben an einem anderen. Und wenn ich diese Phase und die...

Tödliche Leidenschaften

Die Verkettung einander ausschließender Emotionen gehört zu den Grundstrukturen der Operndramaturgie. Grétry und sein Librettist Louis-Guillaume Pitra haben für ihre 1780 an der Pariser Académie Royale de Musique uraufgeführte Oper auf Jean Racines Tragödie «Andromaque» zurückgegriffen. In diesem für die französische Klassik ungewöhnlich düsteren Stück geht es...