Theater kann viel mehr
Steckt hinter Ihrer Idee, im Musiktheater viele Elemente und Kunstdisziplinen zu verschmelzen, die Vorstellung einer möglichst umfassenden Abbildung von Welt?
Nein, die Welt bringt ja jeder Zuschauer selbst mit, der mit seiner Erfahrung und seinem «Weltwissen» dem Bühnengeschehen zusieht. Mich interessiert nicht der Anspruch einer umfassenden Abbildung, spannend sind die Lücken, die zwischen Stimme, Text, Figur, Kostüm, Bühnenbild und Licht klaffen. Im traditionellen Theater dienen alle Elemente immer nur der Interpretation einer Figur oder eines Ausdrucks.
Wenn man aber – wie Cage das in seinen «Europeras» so genial gemacht hat – die Ebenen auseinandernimmt und die Bestandteile der Operngeschichte aus ihren Zusammenhängen löst, dann entstehen Zwischenräume, die der Zuschauer neu füllen kann. Das ist ein unglaublich motivierendes Angebot für das Publikum – und eine Chance fürs Theater.
Die Frankfurter Uraufführung der «Europeras» im Jahr 1987 hatte durchaus auch satirische Qualitäten, gemäß Cages Motto: «200 Jahre lang haben uns die Europäer ihre Opern geschickt. Jetzt bringe ich sie ihnen alle zurück.» War das gewollt?
Cage hatte damals in Frankfurt mit vielen Einschränkungen zu ...
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Opernwelt August 2012
Rubrik: Interview II, Seite 32
von Michael Struck-Schloen
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