Opernwelt August 2012
Editorial
Im Focus
Von malerischer Gewalt
Dirigenten dominieren die großen Produktionen zum Spielzeitfinale. Antonio Pappano leitet an Covent Garden «Les Troyens» von Hector Berlioz und tritt damit in die Fußstapfen von Rafael Kubelik und Colin Davis. In Brüssel dirigiert Marc Minkowski mit «Il trovatore» seinen ersten Verdi. Verdi auch in Genf: Ingo Metzmacher steht bei «Macbeth» am Pult, Christof Loy inszeniert. An der Opéra National de Paris setzt sich Musikchef Philippe Jordan für «Arabella» ein, während Emmanuelle Haïm im Palais Garnier mit Rameau triumphiert. Gemischte Hörerfahrungen hinterlässt Kent Nagano, der an der Bayerischen Staatsoper gemeinsam mit Andreas Kriegenburg einen neuen «Ring» beendet. Das und mehr im Focus-Teil dieses Heftes.
Trauerarbeit
Dmitri Tcherniakov und Marc Minkowski deuten in Brüssel Verdis «Trovatore»
Grauer Wahn
Christoph Loy und Ingo Metzmacher zeigen Verdis «Macbeth» in Genf als subtiles Kammerspiel
Siegfrieds Tod - per SMS
«Götterdämmerung» unter Kent Nagano und Andreas Kriegenburg an der Bayerischen Staatsoper
Passion der Glücksritter
Strawinskys «The Rake’s Progress» in Frankfurt und Düsseldorf
Amor, Outlaws, Fiakerkutscher
Spielzeitfinale in Paris mit Rameau, Strauss und der Uraufführung von Marco Stroppas «Re Orso»
Interview I
Das Entscheidende steht nicht in den Noten
Er ist streitbar. Er ist umstritten. Und er ist der einflussreichste deutsche Dirigent unserer Tage, wenn es um Beethoven, Bruckner, Wagner oder Strauss geht. Ein bekennender Konservativer, der seine «preußisch»-deutsche Grundstimmung auch mal mit Berliner Schnauze artikuliert. In diesem Sommer leitet Christian Thielemann (53) in Bayreuth den neuen «Holländer» und – als Einspringer für Thomas Hengelbrock – die Reprise des 2011 verunglückten «Tannhäuser». Wenn man ihn nach den Maßstäben
befragt, die er an «sein» Repertoire anlegt, beschwört Thielemann das Handwerk – und die Kapellmeister alter Schule. Ein Gespräch über frühe Vorbilder, das Dirigieren mit und ohne Stab, das Glück der reifen Jahre, Bayreuther Fährnisse und Dresdner Pläne.
Medien, CDs
Ströme des Bewusstseins
Christian Gerhaher und Gerold Huber kombinieren auf ihrer jüngsten CD erste und zweite Wiener Schule
Leidvoll und freudvoll
Neue Schubert-Recitals mit Edita Gruberova und Matthias Goerne
Der Gladiator
Warum sich Erwin Schrott mit seinem neuen Recital blamiert
Nicht nur singen, beten muss man
Lieder von Dvorák und seinen Zeitgenossen Ravel und Mahler auf CD
Intimität und Überschwang
Russische Lieder von Pauline Viardot und Sergej Rachmaninow auf CD
Es fehlt an allem
Eine enttäuschende Neuaufnahme von Bellinis «Il pirata» bei Opera Rara
Bündig, wohlklingend, unterhaltsam
Oehms Classics legt den «Salvator Rosa» des «brasilianischen Verdi» Antônio Carlo Gomes vor – als Live-Aufnahme aus Braunschweig
Medien, CDs und DVDs, Bücher
Große Dirigenten im heiteren Genre
Historische Aufnahmen mit Carlo Maria Giulini, Hans Rosbaud, Herbert von Karajan und Lorin Maazel
Oper für Eilige
Wagner im Taschenformat und eine neue Reihe von Werkeinführungen
Ein Wurf
Monika Rittershaus’ Bildband zum Frankfurter «Ring»
Klangstifter
Tilo Sorg untersucht, inwieweit Thomas Manns fiktive Musikbeschreibungen sich in realen Kompositionen niedergeschlagen haben
Interview II
Theater kann viel mehr
«Ästhetik auf drei Jahre», so deutet Heiner Goebbels für sich das Prinzip Triennale an der Ruhr – und knüpft damit im Grunde an die Idee des ersten Ruhrtriennale-Intendanten Gerard Mortier an.
Wie der Flame will nun auch der Frankfurter Komponist, Hörspielmacher und Regisseur Heiner Goebbels seine eigene Ästhetik ins Ruhrgebiet importieren und im Dialog mit den Bewohnern, den renovierten
Industriehallen und der Geschichte des Reviers überprüfen. Um diesen Zugang möglichst offen zu halten – ein Grundprinzip seiner Ästhetik – verzichtet Goebbels für seine drei Festspieljahrgänge bis 2014 auf ein Generalthema, wie es sich seine Vorgänger Jürgen Flimm und Willy Decker setzten. Pünktlich zu seinem 60. Geburtstag am 17. August eröffnet die Ruhrtriennale mit den «Europeras 1 & 2» von John Cage,
einem selten gespielten Herzensstück des Intendanten, das er selbst in der Bochumer Jahrhunderthalle
inszenieren wird. Im Hauptquartier der «Kultur-Ruhr» in Gelsenkirchen sinniert Heiner Goebbels auf seine bedächtige, aber bestimme Art über Aufbruch und Chancen eines neuen Musiktheaters.
Panorama
Ausweg ausgeschlossen
Amsterdam | de Raaff: Waiting for Miss Monroe
Rituale im Zerrspiegel
Amsterdam | Wagner: Parsifal
Geisterstunde
Bremerhaven | Korngold: Violanta
Artisten in der Zirkuskuppel - ratlos
Düsseldorf | Schreier: Mörder Kaspar Brand
Spiel der Projektionen
Duisburg | Deutsche Oper am Rhein | Mozart: Don Giovanni
Menschen im Hotel
Glyndebourne | Festival Opera | Mozart: Le nozze di Figaro
Von Träumen und Alpträumen
Luxemburg | Hosokawa: The Raven
Zweiter Anlauf
Madrid | Monteverdi/Boesmans: Poppea e Nerone
Barocker Liebeskrieg
Osnabrück | Telemann: Sieg der Schönheit
Marie Theres´Liebestod
Strassburg | Strauss: Der Rosenkavalier
Archäologie und Happening
Ulm | Cage: Europeras 3 & 4 Stäbler: Futuressence XXX
Rückschritt
Wien | Staatsoper | Verdi: Don Carlo
Es war einmal
Zürich | Hindemith: Mathis der Maler
Essay
Mehr als «Manon»
Noch immer ist im opulenten Opernschaffen von Jules Massenet viel zu entdecken. Ein Plädoyer zum hundertsten Todestag eines Komponisten, dem die Nachwelt oft Unrecht tat
Service
Magazin
Tiroler Doppel
Wie Erl zu zwei Festspielhäusern kam
Aus eins mach zwei
Festival del Mediterrani in Valencia
Bayreuther Stimmen
Zum Tod von Jean Cox und Franz Crass
Genius Loci
Johann Adolf Hasse in Bad Lauchstädt und Potsdam
Versöhnliches Finale
Wolfgang Quetes beendet seine Intendanz in Münster
Flüssig, kitschfrei, natürlich
Anmerkungen zum Opernfestival in Riga
Der Berg leuchtet
Die Israeli Opera zieht mit «Carmen» in die Wüste
Fähnchen in der deutschen Opernlandschaft
Die Musiktheaterakademie der Deutsche Bank Stiftung
Die Sache mit der Libido
Doppelpack: Janáceks «Füchslein» in München
Apropos ... Wagner-Jahr: Michelle Breedt
Michelle Breedt, geboren 1967 in Johannesburg, debütiert aktuell als Venus in Bayreuth.
Sie gehört zu den profiliertesten Mezzo-Sopranen ihrer Generation – auch im Wagner-Fach