Ströme des Bewusstseins
Bekanntlich leidet die Neue Musik darunter, wenn sie von Interpreten, die in der klassischen Vokalmusik nicht reüssieren konnten, als Refugium aufgesucht wird. Ohne das «über die Wiedergabe hinausgehende, selbstständige Moment der vokalen Sprache beim Interpreten ist gerade die Objektivität des Werkes nicht zu realisieren». Bestätigt wird diese Überlegung Adornos (in: «Zu einer Theorie der Musikalischen Interpretation») durch Christian Gerhahers Aufnahme von Schönbergs «Buch von den hängenden Gärten» und Bergs Altenberg-Liedern.
Es war eine sinnreiche Idee der Interpreten, die beiden wegweisenden Zyklen der Zweiten Wiener Schule mit einem Schlüsselwerk der Ersten Wiener Schule kontrastierend zu verbinden: mit Beethovens Zyklus «An die ferne Geliebte», dem ersten richtigen Liederkreis. Die entscheidenden Wechsel und Übergänge von Tonarten und Tempo, durch welche die Lieder zyklisch gebunden werden, sind den Händen des Pianisten anvertraut – an keiner Stelle so eindringlich wie beim Übergang vom dritten Lied («Leichte Segler») in das vierte («Diese Wolken»). Unter einer gehaltenen Note des Sängers – auf dem Wort «Zahl» – gilt es für den Pianisten, ein neues Tempo zu setzen. Christian ...
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Opernwelt August 2012
Rubrik: Medien, CDs, Seite 24
von Jürgen Kesting
«Der Rosenkavalier» – eine Commedia dell’Arte? Man verdrängt angesichts des Wienerischen in Hofmannsthals und Strauss‘ «Komödie für Musik» oft allzu schnell, dass es in der Tat vor allem Molière’sche Motive sind, die die Keimzellen dieses Meisterwerks ausmachen. Und dass natürlich die Figurenkonstellation bewusste Anleihen an die Typenkomödie enthält – freilich von...
Die Pflege des neuen Musiktheaters – an der Deutschen Oper am Rhein bisher eine sporadische, unsystematische Anstrengung – soll jetzt unter Intendant Christoph Meyer zur regelmäßigen Pflichtaufgabe werden. Mit der Uraufführung der Holländer-Paraphrase «Sehnsuchtsmeer» von Helmut Oehring wird in der kommenden Saison ein prominenter Erneuerer der Oper vertreten sein,...
Wer sich derzeit Erl vom Eingang des Inntals nähert, den fesselt ein doppelter Blickfang. Links wie gewohnt das kühn geschwungene, weiße Passionsspielhaus, seit 1997 auch Heimat der Tiroler Festspiele und im Juli Schauplatz des neuen «Lohengrin». Rechts der flache, schnittige schwarze Bruder, der auf vorab verbreiteten Computer-Animationen aussieht wie die...