The Power of Love
Ein Sturm tobt an Cornwalls Küste. Wildwüchsig schlagen die d-Moll-Wellen ans felsige Ufer, ungezügelt und mit einer Kraft, die alles wegspült. Trompeten und Hörner, Pauken und Posaunen verquicken einander mit einem satten Streicherklang zu einer fulminanten Fanfare im 6/8-Takt, die gleich zu Beginn dieser Oper eine geradezu archaische Wucht evoziert; beinahe muss man fürchten, es werde hier ein biblischer Zorn entfacht. Doch plötzlich fällt ein Lichtstrahl vom Himmel herab: eine liebliche Floskel in den Violinen.
Die aber wird sogleich wieder vom orchestralen Wind verweht und weicht einem stetig anschwellenden instrumentalen Unwetter, das sich immer stärker aufwirft, bis es schließlich in eine choralartige Apotheose inklusive Orgel mündet: «Kind of empire sound». Eine Musik voller Gewalt, Härten und zugleich voller Zärtlichkeit erklingt an diesem Abend im Opernhaus von Glyndebourne; erklingt, kaum glaublich, erstmals überhaupt (und in französischsprachiger Originalgestalt) an diesem Ort, 116 Jahre nach ihrer Vollendung.
Auch über die Schöpferin des lyrischen Musikdramas «The Wreckers» auf ein Libretto ihres Lebensabschnittsgefährten Henry Brewster (der als Amerikaner in Paris ...
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Opernwelt 8 2022
Rubrik: Im Focus, Seite 14
von Jürgen Otten
Mozarts Türkenoper «Die Entführung aus dem Serail» zählt zu den Sorgenkindern des Kernrepertoires. Das Problem der Dialoge ist dabei noch älter als das heikle Thema der heute verpönten Orientklischees. Krummsäbel und Turbane bleiben seit langem im Schrank, und die meisten Aktualisierungsversuche ändern oder überschreiben Johann Gottlieb Stephanies Libretto.
Luk...
Der Ort ist überwältigend, die reine Natur: unberührt-malerische Landschaft. Das Gebäude hingegen wirkt wie ein Fremdkörper in diesem Idyll, geradezu abstoßend hässlich. Ein schwarzer, mit Bauxit überzogener Betonklotz, Sprayer haben ihre Graffiti-Spuren darauf hinterlassen, und wenn man sich ihm mit tastenden Schritten über die Hügel von Bouches-du-Rhône nähert,...
Es war Sommer in Bayreuth, es war heiß, und man wusste: Die sechsstündige «Götterdämmerung» würde wohl doch eher eine Menschendämmerung sein, oder besser: eine Menschenkörpererwei- chung durch fortwährende Schweißausbrüche. Inhaberinnen und Inhaber eines gut funktionierenden Deos mochten im Vorteil sein, ihre Ausdünstungen würden sich als weniger schlimm erweisen...
