Enttäuschte Liebe

Mozart: Die Entführung aus dem Serail im Nationaltheater Mannheim

Opernwelt - Logo

Mozarts Türkenoper «Die Entführung aus dem Serail» zählt zu den Sorgenkindern des Kernrepertoires. Das Problem der Dialoge ist dabei noch älter als das heikle Thema der heute verpönten Orientklischees. Krummsäbel und Turbane bleiben seit langem im Schrank, und die meisten Aktualisierungsversuche ändern oder überschreiben Johann Gottlieb Stephanies Libretto. 

Luk Perceval begnügt sich in Mannheim damit nicht, sondern greift in seiner Inszenierung – sie war vor zwei Jahren schon in Genf zu sehen – radikal in die Substanz von Mozarts Singspiel ein.

Die Dialoge ersetzt er durch Reflexionen aus Asli Erdogans Roman «Der wundersame Mandarin», die darin ihre Erfahrungen als junge Physikerin in Genf verarbeitet. Vier der zentralen Figuren (Konstanze, Belmonte, Blondchen und Osmin) verdoppelt er durch Sprechparts, die als gealterte Alter Egos ihrer Figuren deren Tun reflektieren. 

Eine solche Verdoppelung ist nicht neu, Hans Neuenfels’ legendäre Stuttgarter Inszenierung hat das bereits 1998 vorexerziert. Aber Perceval geht viel weiter, er entfernt sich durch die neuen Texte, die bestenfalls assoziativ an Mozart anknüpfen, beinahe vollständig von der Erzählung. Zumal er auch die Figur des ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt 8 2022
Rubrik: Panorama, Seite 50
von Regine Müller

Weitere Beiträge
Meldungen 8/22

JUBILARE

Sheila Armstrong wurde am 13. August 1942 im Nordosten Englands, in Ashington geboren. Sie studierte Gesang an der Newcastle University und an der Royal Academy of Music in London. Mit 23 Jahren feierte Armstrong ihr Debüt als Despina in Mozarts «Così fan tutte» am Sadler’s Wells Theatre in London. Ab 1973 sang sie am Royal Opera House Covent Garden in...

Wahn, überall nur Wahn

Angela Merkels öffentliches Bekenntnis, sie lese in Zeiten neu gewonnener Freiheit vor allem Shakespeare und insbesondere dessen «Macbeth», hat zu Spekulationen darüber geführt, warum sie gerade dieses düstere Drama bevorzugt. Wollte sich die Altkanzlerin noch einmal vor Augen führen, wie Macht funktioniert?

Was ein fehlgeleiteter Wille zur Macht in Menschen...

Schmerzenskind

Dieser Märzabend des Jahres 1864 stand wahrlich unter keinem günstigen Stern: Die Uraufführung von Charles Gounods Oper «Mireille» im Pariser Théâtre-Lyrique fiel durch. Angekreidet wurde dem Komponisten und seinem Textdichter Michel Carré insbesondere, dass das (auf Frédéric Mistrals provenzalisches Poem «Mirèio» zurückgehende) Sujet fürchterlich abgeschmackt sei;...