Tagträume, ausgelebt
Kleiner als im Mittelsächsischen Theater Freiberg, einem der ältesten noch bestehenden Stadttheater Deutschlands (1791), geht’s kaum. Das Puppenstubentheater in der historischen Freiberger Altstadt mit einer Bühne von 10 mal 12 Metern und einem Orchestergraben, in den gerade mal 44 Musiker passen, bietet ganzen 294 Zuschauern Platz. Trotzdem ist hier nicht Schmalhans Intendant.
Denn neben populärer Musical- und Operettenkost stemmt das Haus immer wieder Schwergewichtiges – zuletzt einen abgespeckten «Rosenkavalier» –, engagiert sich für Modernes wie Carlisle Floyds «Sturmhöhe» oder Lorenzo Ferreros «Charlotte Corday» und wagt sich an Ausgefallenes wie Tschaikowskys «Jungfrau von Orléans» oder zuletzt Massenets Spätwerk «Don Quichotte» (Premiere am 17. Oktober 2015).
Kristina Wuss und ihr Ausstatter Tilo Staudte haben das melancholisch-resignative Stück von der vergeblichen Liebe des Tagträumers Quichotte zur launischen, von Kavalieren umschwärmten Dulcinea mit großem Geschick und umtriebiger Fantasie auf die kleine Bühne gezaubert. Lokales wie der Freiberger Markt mit seiner bunten Menschenmenge ist in dieser liebevoll-grotesken Collage ebenso angedeutet wie Theatrales mit dem ...
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Opernwelt Dezember 2015
Rubrik: Magazin, Seite 86
von Uwe Schweikert
Opernsänger sollen ja so geldgeil sein. Mi-mi-mi-mi-mi-mehr-Gaaaage! Ich finde das unfair. Wir glauben nämlich, die Dirigenten kriegen zu viel Kohle. Wenn man mal die Menge Klang bedenkt, die sie in den Aufführungen faktisch beitragen. Ein Stöhnen hier, ein Grunzen da – sonst ist von ihnen doch praktisch nichts zu hören.
Aber darüber will ich mich jetzt gar nicht...
Nicht dass er unzufrieden wäre mit seiner Karriere. Aber eine Sache wurmt Mariss Jansons schon: Oper, die hätte er gern häufiger dirigiert. Vieles spielt da eine Rolle. Gewiss sein Herzinfarkt 1996 während einer «Bohème», aber auch sein Hang zum Kontrollator – der 72-Jährige fühlt sich unwohl, wenn er nicht Herr selbst der kleinsten Dinge ist. Im aufwendigsten...
Etwas könnte dem Team des Gärtnerplatztheaters schon passieren. Nach Beendigung des Exils, nach all dem Vagabundieren durch die Münchner Ausweichspielstätten, nach dem Wiederbezug des renovierten Stammhauses (wohl im Herbst 2016), könnte sich all das Adrenalin plötzlich verflüchtigen. Jenes Stresshormon, das derzeit für einen Kreativschub nach dem anderen sorgt....