Szenische Leerstellen, musikalisch erfüllt
Obwohl 1877 in Weimar und nicht in Frankreich uraufgeführt, ist «Samson und Dalila» hierzulande nie wirklich ein Repertoire-Stück geworden. An der Charlottenburger Oper wurde es 1929 unter Leo Blechs Leitung erstmals gespielt, im Haus an der Bismarckstraße dann erst wieder 60 Jahre später. In jüngster Zeit gab es in Köln, in Antwerpen und zuletzt in Nürnberg szenische Versuche, aus dem vermeintlichen Bibel-Schinken tagesaktuelles Kapital zu schlagen.
Soll man darüber enttäuscht sein, dass die Berliner Neu-inszenierung einen anderen Weg einzuschlagen versuchte?
Patrick Kinmonth, Regisseur und Ausstatter in einer Person, hat sich zu dem Werk einige Gedanken gemacht, manche gute und durchweg diskutable, aber er hat sie auf der Bühne etwas mutlos umgesetzt. Die Entscheidung, das Stück in seiner Entstehungszeit spielen zu lassen, deren Anfänge mit dem Deutsch-Französischen Krieg und den Tagen der Commune zusammenfallen, ist in stilistischer Hinsicht einleuchtend, in historischer eher problematisch. Die Analogien zwischen den französischen Verhältnissen und dem Krieg der Hebräer gegen die Philister stellen sich nicht zwingend her, und Kinmonth hütet sich auch, sie konsequent ...
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Opernwelt Juli 2011
Rubrik: Panorama, Seite 40
von Ekkehard Pluta
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