Stunde der Bühnenbildner
Es sollte ein neues Kapitel aufgeschlagen, Geschichte geschrieben werden. Mit zwei Ikonen des russischen Opernkanons. Von Grund auf überholt, in den Farben unserer Zeit würden sie erstrahlen, hatte man gehofft. Doch es kam anders.
«Boris Godunow» lief im Bolschoi Theater in einer Inszenierung aus dem Jahr 1948 – bis jetzt. Letztes Jahr wurde die Aufführung behutsam restauriert und als Prachtstück einer Theaterantike, die es so womöglich nur noch in Russland gibt, in London präsentiert. Nun hat man eine neue Inszenierung gestemmt, um das historische Relikt endlich zu ersetzen.
Gleichwohl behält sich das Theater das Recht vor, von Zeit zu Zeit auch die alte Version wieder zu zeigen. Als man den zweiten «Boris Godunow» in Angriff nahm, entschied man sich für die zweite Fassung der Oper, gab allerdings der Szene vor der Basilius-Kathedrale den Vorzug vor der Kromen-Szene.
Am Musiktheater Stanislawski und Nemirowitsch-Dantschenko kann man sich auf noch längere Laufzeiten gefasst machen. 1922 wurde es mit der inzwischen zur Legende verklärten Stanislawski-Inszenierung des «Eugen Onegin» eröffnet. Bis 2001, als das Haus für eine umfassende Renovierung geschlossen wurde, blieb dieser ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Kein Unbekannter und doch ein Debütant: Jean-Christophe Maillot ist von Hause aus Choreograf. Als solcher hat er schon einmal, in seiner Heimatstadt Tours, an einer Inszenierung des vieraktigen «Faust» von Charles Gounod mitgearbeitet: eine Erfahrung, die möglicherweise seine erste Opernregie nachhaltiger beeinflusst, als man auf den ersten Blick erkennen kann....
Kein Wald, keine Grotten, keine Innenräume: Schloss Allemonde ist der verfallende Innenhof einer zinnenbewehrten Burg. Durch schiefe Wände brechen ein paar kahle Baumstämme. Wie dem Stück an diesem Ort (Bühne: Helfried Lauckner) zu begegnen ist, beantwortet Brigitte Fassbaender mit Unentschiedenheit. Mal bedient sie den Symbolismus, mal verweigert sie sich ihm.
Die...
In seiner Klage über das Fehlen von komischen Opern sagt Peter Cornelius, die Deutschen hätten zwar ihre Tragiker gehabt, aber ein Aristophanes sei noch nicht da gewesen. Es ist zweifelhaft, ob Walter Braunfels rund fünfzig Jahre später das auch von Friedrich Nietzsche herbeigesehnte aristophanische Gelächter im Sinn hatte, ob er also mit seiner Vertonung der...