Störungsfrei
Inzwischen kann man die «Turandot» ruhig die «Königin der Opern» nennen. Ein Wohlfühlevent, auf das sich alle einigen können; das Stück, mit dem man bei der Jugend am ehesten frische Begeisterung fürs Genre erzeugt, eine Art Lunapark, mit einer nie unterbrochenen Ohrwurmdichte, die es auch Anfängern ermöglicht, die wichtigsten Melodien und Motive der Partitur binnen Tagen zu inhalieren.
In der neuen «Turandot»-Produktion der Staatsoper Berlin bewegt sich das Ganze sängerisch fast durchweg auf Festspielniveau – mit Aida Garifullina als glasklar unpathetische Liù, Elena Pankratova als Titelheldin, die das beabsichtigt Grelle ihres Parts (Puccini setzte damit seiner Gattin Elvira ein Denkmal) nicht übertreibt, und Yusif Eyvazov (Calaf ), der vom ersten Ton an Vollgas gibt, mit seiner samtig-dunklen Farbe aber die Gefilde der Eleganz nie verlässt, nie ins protzig-geckenhafte der Rolle verfällt. René Pape agiert als Timur nicht besonders auffällig; absolut unnötig sind dagegen die Buh-Rufe für Siegfried Jerusalem, der mit dem verbliebenen Rest seiner Stimme die Partie des greisen Kaisers durchaus überzeugend gibt.
Das Dirigat des 86-jährigen Zubin Mehta beginnt mit leicht behäbigen ...
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Opernwelt 8 2022
Rubrik: Panorama, Seite 41
von Helmut Kreusser
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