Fahr zur Hölle, Liebling!
Mit dem Zölibat hat Pater Grandier keine Probleme, er nimmt es gar nicht erst ernst. Schließlich gibt es da die wohlhabende Witwe, die nicht nur geistlichen Trostes bedarf oder die junge Philippe, die er schwängert und hernach – so bleibt es Brauch in der katholischen Kirche – verstößt. Nur mit einem hat er nicht gerechnet: dass er auch die unterdrückten Begierden der körperlich entstellten Jeanne, Priorin des örtlichen Ursulinenklosters, erregt. Vom Teufel besessen seien die Weiber in Loudun, befindet bald die höhere Geistlichkeit.
Und da Grandier gleichzeitig noch die politischen Pläne des Kardinals Richelieu für die französische Kleinstadt durchkreuzt, ist es um ihn geschehen. 1634 wird er gefoltert und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Sein Angedenken bannte Aldous Huxley 1952 in ein Stück Literatur zwischen Fiktion und Dokumentation. John Whiting verarbeitete es anschließend zu einem Bühnenwerk, welches, in der Übersetzung von Erich Fried, wiederum Krzysztof Penderecki zur Oper machte. Rolf Liebermann, seinerzeit Intendant der Hamburgischen Staatsoper, hatte unzweifelhaft einen guten Riecher, als er für das Jahr 1969 den Auftrag zu «Die Teufel von Loudun» gab: Eine ...
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Opernwelt 8 2022
Rubrik: Im Focus, Seite 24
von Michael Stallknecht
Bodø liegt im Norden Norwegens, ganz nah bei den Lofoten. Bis zum Nordpol sind es 2.526 km. Die Sommertage sind hier lang: Um Mitternacht steht eine blutrote Sonne etwa daumenbreit über dem malerischen Horizont, der von den schwarzen Scherenschnitten der im Meer liegenden Felsen aufgebrochen wird. Untergehen tut sie in dieser Jahreszeit nie. Nahe des Hafens liegt...
Wohl kein Himmelskörper wurde so häufig besungen wie dieser. Zu groß seine Faszination, zu immens seine Ausstrahlung, um nicht die Feder in die Tinte zu tauchen. Die vielleicht schönste Hommage an den Mond schrieb Joseph von Eichendorff: «Es war, als hätt der Himmel / Die Erde still geküsst, / Dass sie im Blütenschimmer / Von ihm nur träumen müsst», so lautet die...
Zugegeben, die Handlung verwirrt, schon allein die Fährnisse der weiblichen Hauptfigur machen schwindelig. Mag ihr Namenswechsel von Maria zu Amelia noch angehen, droht die Biografie der jungen Frau als Opfer eines Raubes, vertauschtes Findelkind, wiedergefundene Tochter Boccanegras und Enkelin seines patrizischen Erzfeindes Fiesco das Publikum zu überfordern. Und...