Stimmeneros in Vollendung
Die Inszenierung? Nun ja, umstritten war sie. Wild, hemmungslos, chaotisch (OW 11/2018). So, als habe Jan Lauwers sich von Monteverdis frühbarocker Üppigkeit in «L’ incoronazione di Poppea» inspirieren lassen zu einer schwindelerregenden danse erotique, in dem die menschlichen Leidenschaften ganz und gar unplatonisch waberten und alle Vernunft über Bord gekippt wurde. Aber das war nur eine Seite der Medaille.
Denn in das Geschehen integriert, es nach Kräften befördernd, gab es bei dieser Produktion der letztjährigen Salzburger Festspiele natürlich auch Monteverdis Musik, die bekanntermaßen nur als fragmenthaftes Gerüst überliefert ist. Und damit jedem Interpreten vielfältigen Raum zur gestalterischen Entfaltung gibt. William Christie, einer der Gründerväter der historisch-authentischen Bewegung, wählte den Weg der bescheidenen Selbstaneignung: Er baute rund um Lauwers’ vor verrückten Ideen wuchernde Regie ein so solides wie stabiles Basso Continuo-Gebäude aus Cello, Viola da Gamba, Lira da gamba, Kontrabass, Dulcian, Harfe, Theorbe, Laute, Cembalo und Orgel; und saß selbst, ohne zu dirigieren, neben seinen Musikern im heraufgefahrenen Graben an einem der Tasteninstrumente; ...
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Opernwelt November 2019
Rubrik: CD des Monats, Seite 31
von Jürgen Otten
Frau Röschmann, kürzlich haben Sie als Alceste debütiert. Was muss man bei Gluck anders machen? Eine andere Stimmeinstellung finden?
Für Gluck vielleicht nicht, aber für das Französisch. Ich habe noch nicht so viel in dieser Sprache gesungen. Insofern dauerte es doch eine Zeit, bis ich das gelernt hatte. Parallel zur Alceste habe ich die «Tannhäuser»-Elisabeth...
Im schweizerischen Bergdorf, wo der Oldenburger «Ring» spielt, ist es Winter geworden. Die Weltesche, in der «Walküre» noch in vollem Laub, im «Siegfried» in milde Herbstfarben getaucht, ist gefällt und liegt als Brennholz für den Scheiterhaufen bereit, auf dem Walhall verglühen wird. So beginnt im Staatstheater die «Götterdämmerung». Zum ersten Mal in der...
Da geistert eine Figur durchs Geschehen, die haben sie in den Proben den «Tod» genannt. Später heißt er Hippolyte. Er taucht bald hier auf, bald dort. Verschwindet wieder, ist nicht greifbar. Geheimnisvoll, gespenstisch wird er zur heimlichen Hauptperson, zum Stichwortgeber, zum Drahtzieher. Der Tod, das muss ein Wiener sein? Man spielt den «Rosenkavalier» von...
