Einfach Geschichten erzählen

Warum hetzen, wenn man auch anders ans Ziel kommt? Dorothea Röschmann zeigt, wie es geht. Behutsam hat sie sich vorgetastet, Stimme und Repertoire erweitert, ist immer wieder aufs Lied zurückgekommen. Und alles ohne PR-Tamtam

Opernwelt - Logo

Frau Röschmann, kürzlich haben Sie als Alceste debütiert. Was muss man bei Gluck anders machen? Eine andere Stimmeinstellung finden?
Für Gluck vielleicht nicht, aber für das Französisch. Ich habe noch nicht so viel in dieser Sprache gesungen. Insofern dauerte es doch eine Zeit, bis ich das gelernt hatte. Parallel zur Alceste habe ich die «Tannhäuser»-Elisabeth vorbereitet. Und wenn man dann die Wand anstarrt und versucht, Gluck zu memorieren, schiebt sich immer die Muttersprache davor.

Spannend finde ich an Alceste diese Mixtur aus sehr dramatischen Arien, filigranen Momenten und Rezitativen, die manchmal eher statisch sind und dann wieder dazu einladen, viel mit Farben zu malen. Ständig ist man wie ein Chamäleon unterwegs, muss lavieren und letztlich doch die große Linie finden, um einen Charakter zu formen. Ähnliches kenne ich eigentlich nur von den Barock-Opern, die ich mit René Jacobs gemacht habe. Reinhard Keisers «Croesus» zum Beispiel, da kam allerdings noch das Koloraturfeuerwerk dazu.

Lernen Sie schnell?
Eigentlich schon immer. Ich habe früh, mit sechs Jahren, im Kinderchor angefangen. Später kam der Bach-Chor in meiner Heimatstadt Flensburg dazu, da habe ich alles rauf- ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt November 2019
Rubrik: Interview, Seite 58
von Markus Thiel

Weitere Beiträge
Mit aller Macht

Dass der geheimnisvolle Mönch des Beginns am Ende die Königin von Spanien mit einem Baseballschläger zerschmettert, ist neu – das muss man Jens-Daniel Herzog lassen. Von Macht will der Regisseur laut Ankündigung erzählen am Staatstheater Nürnberg, was fraglos sinnvoll ist bei Giuseppe Verdis «Don Carlos» (gespielt wird die letzte Bearbeitung der fünfaktigen...

Der andere Blick

Trotzdem! Trotz aller Katastrophen, Niederlagen, Toten. Die Sehnsucht nach solidarischen, herrschaftsfreien Lebensformen, die individuelles mit dem Wohl aller versöhnen könnten, ist noch nicht aus der Welt. Auch wenn es angesichts der durch den Homo sapiens an den Rand des Kollapses gebrachten Natur, des immer härteren globalen Wettbewerbs um Ressourcen, der...

Bittersüße Rache

Kinder, sagt man, können grausam sein. Sie quälen Tiere, streuen heimlich Reißzwecken auf Lehrerstühle, und manchmal vergreifen sie sich auch an ihresgleichen. Einfach so. Aus Lust, vielleicht aber schon mit dem Wissen darum, dass Macht eine geradezu magnetische Anziehungskraft besitzt. Die Szene, die sich während Ouvertüre und Introduktion zu Fromental Halévys...