Sprechende Künstlichkeit
Lewis Carrolls «Alice in Wonderland» ist ein Kinderbuchklassiker, der es in sich hat. In einer Reihe von Traumsequenzen führt der Dichter seine Hauptfigur durch absurde Situationen mit merkwürdigen, zwischen Tier- und Menschengestalt schillernden Protagonisten und nimmt dabei spielerisch die rigiden Erziehungsmaßstäbe der viktorianischen Zeit aufs Korn. Die koreanische Komponistin Unsuk Chin interessierte sich weniger für den Märchengehalt als für die «verdrehte Logik» der Vorlage.
2007 wurde ihr Opernerstling zur Eröffnung der Münchener Opernfestspiele mit großem Erfolg uraufgeführt (siehe OW 8/2007). Nach dem Grand Théâtre de Genève ist das Bielefelder Theater nun schon die dritte Bühne, die diese Oper auf den Spielplan setzt.
Bühnenbildner Hermann Feuchter zweckentfremdet den Orchestergraben als Spielfläche und rückt das skurrile Personal nah an die Zuschauer heran, während das Orchester im Bühnenhintergrund sitzt. Kühn aufgetürmte Kulissen mit mehreren Spielebenen deuten eine zerfledderte Bibliothek an. Auf Projektionsflächen flimmern seltsame Zeichen, halb abstrakte Formen, halb Hieroglyphen und kurze Filmsequenzen, die wundersame Verwandlungen mehr andeuten und weiter ...
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Opernwelt Juli 2011
Rubrik: Panorama, Seite 41
von Regine Müller
Karl Marx war kein Marxist und Richard Wagner kein Wagnerianer. Beiden ist noch zu Lebzeiten und erst recht nach ihrem Tod das widerfahren, was revolutionären Neuerern stets widerfährt: Aus ihrem Denken wurde ein System, aus ihrer Weltanschauung ein Glauben gezimmert. Wagner hat es geahnt. Jedenfalls überliefert Cosima in ihren Tagebüchern eine vier Wochen vor dem...
Das klingt nach Kraftakt – und ein bisschen so, als wolle der bald scheidende Intendant es noch mal so richtig wissen: erst Arnold Schönbergs «vollendetes» Fragment «Moses und Aron», dann als unmittelbar darauf folgende Premiere Janáceks «Aus einem Totenhaus». Alexander Pereira hat Zürich viel abverlangt. Das Ergebnis gibt ihm Recht, auch wenn die szenische...
Vor 30 Jahren ist der Organist, Cembalist und Dirigent Karl Richter gestorben, im Oktober wäre er 85 Jahre alt geworden. Auch wenn sich die Klangvorstellungen von Barockmusik seit Richters Zeiten fundamental geändert haben: Seine Verdienste sind unbestritten, und es gibt nicht wenige Hörer, die seinem subjektiv zupackenden, aus der Tradition von Günther Ramin und...