Sprachmusik
Samuel Becketts späten Texten kommt man vielleicht am nächsten, wenn man sie als absolute Musik versteht. Die Sprache und ihre Elemente – Laute, Silben, Wörter – sind hier so kombiniert, dass der performative Akt der Rezitation, dass Rhythmus, Melodie und Artikulation zum eigentlichen Medium der Sinnstiftung werden. Ob Dialog oder Prosastück – das letzte verbindende Band dieser erratischen, wortreich verstummenden Fragmente ist ihre Abdichtung gegen jede Art semantischer Vereinnahmung.
So wie – philosophisch gesprochen – der Mensch in der entzauberten Moderne rettungslos auf sich zurückgeworfen ist, so stehen Becketts Figuren, Bilder und Motive für nichts als sich selbst. Es ist unmöglich, an ihnen Halt zu finden.
Wenn Becketts Sprache ihr Eigentliches aber als musikalisierte Form findet, sperrt sie sich letztlich auch gegen jede Art von Dramatisierung. Nicht zufällig bezeichnete Beckett die Oper als «eine grässliche Korruption der immateriellsten aller Künste, der Musik». Nur Morton Feldman schaffte es, dem Autor ein «Libretto» abzuschwatzen – sechzehn hermetische Zeilen, die Feldman zu der 1977 in Rom uraufgeführten, unlängst in Stuttgart wiederbelebten szenischen Musik ...
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Er weiß offenbar genau, mit welcher Marketing-Strategie man sich heutzutage gut verkauft: ein bisschen chinesische Tradition (aber eher in Form netter, leicht konsumierbarer Chinoiserien und Kantilenen voll von kitschnahem Wohllaut), dazu eine gute Prise avantgardistisch anmutender Geräusche, von plätscherndem Wasser über raschelnde Papierbahnen bis hin zu...