Von der Braut zur Königin
Die mittlerweile 79-jährige, in Passau lebende Ruth Zechlin hat Henry Purcells nicht vollständig überlieferte und daher auch nicht abendfüllende Oper «Dido and Aeneas» um die bei Vergil überlieferte Vorgeschichte erweitert. Ihre ebenfalls knapp einstündige Kammeroper nach einem Libretto von Hellmuth Matiasek rollt das Geschehen als Rückblende auf: Elissa verliert den Bräutigam in der Hochzeitsnacht. Ihr Bruder Pygmalion hat Acerbas – wie auch schon den Vater – ermordet, um die Schwester zu verführen und an die Macht zu gelangen.
Elissa, die sich jetzt Dido nennt, flieht nach Nordafrika und gründet Karthago. Hier – bei Purcell – verliebt sie sich in Aeneas, kann aber die Gewalt, die ihr in der Jugend widerfahren ist, nicht vergessen. Konsequenterweise sind in der Inszenierung Stefan Tilchs die Zauberin und eine Geistererscheinung Teil der gespaltenen Persönlichkeit Didos. Der Regisseur und seine Ausstatterin Ursula Beutler finden für diesen inneren Vorgang schlichte, aber starke Bilder. In Sekundenschnelle wechseln – begleitet von plötzlichem Donner – Licht und Bühne, wird aus der höfischen Partygesellschaft ein fluoreszierendes Ballett von Skeletten, geführt von Dido als ...
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