Siegfrieds Tod - per SMS
Am Flaucher, südlich der Innenstadt, dort, wo das Isarbett tagsüber von Sonnenmilchduft und abends von Grillschwaden verwabert wird, da gehört so etwas dazu. Auch im Englischen Garten, am Eisbach, muss nahtlose Bräune sein. Doch München nackert, sanktioniert von allerehrwürdigster Kulturinstanz, das ist neu. Was für ein schräger Festspiel-Auftakt, medial gefeiert und tagelang Stadtgespräch: Die Bayerische Staatsoper holte Spencer Tunick, jenen US-Amerikaner, der bekannt ist für seine textilfreien Massenfotos.
Nachts um drei trafen sich auf sein Geheiß 1700 Freiwillige, ließen sich rot und golden bepinseln und zogen vor die Feldherrnhalle. Kurze Zeit danach wurde der bronzene Max Joseph vor dem Nationaltheater eingekreist – Tunicks Kommentar zum aktuellen «Ring», demnächst als Bilderserie zwischen Freikörperkult und Voyeurismus zu haben.
Immerhin: Ein solches Interesse auch außerhalb der Opernfankreise hat der «Ring» selten entfacht. Intendant Nikolaus Bachler hat eine dicke Veranstaltungsreihe rund um sein Wagner-Projekt organisiert. Zwar wurde der «Pavillon 21» hinter dem Nationaltheater, einst als Werkstatt-Ort zu den Festspielen gepriesen, kommentarlos entsorgt. Dafür gab’s ...
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Opernwelt August 2012
Rubrik: Im Focus, Seite 12
von Markus Thiel
Vor dem Eingang zur Pariser Opéra Comique stehen sie seit 1898 Seite an Seite, in Stein gemeißelt, überlebensgroß: Carmen und Manon, jene beiden Frauen, die nach den Worten des legendären Impresarios Albert Carré «die zwei Meisterwerke dieses Hauses und der französischen Musik» repräsentieren.
Ist es Manons Schuld, wenn heute Carmen die Spielpläne dominiert? George...
Alle Bühnenwerke Wagners – da befürchtet man ein «wuchtiges Werk». Allein für die Kürze gebührt dem im Epizentrum Wahnfried arbeitenden Sven Friedrich ein Preis: Sein kleiner Führer ist ein in alle Taschen passendes Pausen-Büchlein geworden – und dennoch präsentiert es «Wagner komplett» auf neuestem Stand. Die Biografie zwischen «Heldenleben und Kolportage», die...
Wie konfus Kulturpolitik in heutigen Krisenzeiten agiert, lässt sich schön am Modell der Opernehe sehen. In Düsseldorf/Duisburg stand das seit 56 Jahren erprobte Rheinopern-Konstrukt wieder einmal auf der Kippe, die hoch verschuldete Stadt Duisburg wollte raus aus der (für sie auch finanziell durchaus vorteilhaften) Ehe. Nach zähem Ringen soll es nun doch...