Flüssig, kitschfrei, natürlich

Anmerkungen zum Opernfestival in Riga

Opernwelt - Logo

Orchestrale Flüssigkeit. Sinn für’s Atmosphärische. Und Schwung! Das sind musikalische Qualitäten, zu denen sich lettische Dirigenten wie Mariss Jansons oder Andris Nelsons emphatisch bekennen. Tatsächlich sind diese Eigenschaften beim Orchester des Opernhauses von Riga selbstverständlich, auch wenn dieses von anderen Dirigenten geleitet wird. Ist die Fähigkeit zum musikalischen Flow vielleicht einfach integraler Bestandteil des baltischen Musikverständnisses?

Genau dies ist der bleibende Eindruck beim Riga Opera Festival 2012.

Nichts scheppert oder schleppt da in Tschaikowskys «Mazeppa», dirigiert von Modestas Pitrenas (aus Litauen). Nichts flockt sentimental aus in Donizettis «Lucia di Lammermoor» (unter Christoph Stiller) und Wagners «Götterdämmerung» (unter Cornelius Meister). Alles bleibt tauzart, folgt kitschfrei dem Fluss der Musik und blüht, als sei alles ganz einfach und natürlich.

Offenbar hilft der seit Jahren gute Ruf des Hauses, das hohe sängerische Niveau zu halten. Edem Umerov als Mazeppa ist ein klangschön polternder Haudegen, Krisjanis Norvelis (Kochubey) und Aira Rurane (Mariya) könnte kein westeuropäisches Haus adäquater besetzen. Auch Mikhail Makarov (Andrei) ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2012
Rubrik: Magazin, Seite 67
von Kai Luehrs-Kaiser

Weitere Beiträge
Marie Theres´Liebestod

«Der Rosenkavalier» – eine Commedia dell’Arte? Man verdrängt angesichts des Wienerischen in Hofmannsthals und Strauss‘ «Komödie für Musik» oft allzu schnell, dass es in der Tat vor allem Molière’sche Motive sind, die die Keimzellen dieses Meisterwerks ausmachen. Und dass natürlich die Figurenkonstellation bewusste Anleihen an die Typenkomödie enthält – freilich von...

Von Träumen und Alpträumen

Edgar Allan Poes bekanntestes Schauergedicht «The Raven» hat immer wieder Künstler zur Auseinandersetzung herausgefordert. Dichter wie Harry Mulisch, Filmregisseure wie Roger Corman oder Popmusiker wie Alan Parsons bedienten sich bei Poes merkwürdiger Geschichte eines Menschen, der seinen Partner verloren hat und in einer mysteriösen nächtlichen...

Trauerarbeit

Bevor die Aufführung beginnt, liest der Besucher auf einer Schriftwand, dass sich das folgende Geschehen einige Jahre nach den in «Il trovatore» geschilderten Ereignissen begibt. Wie viele Jahre? Es müssen wohl 350 oder 400 vergangen sein, wenn ein Mann in Grau (Luna) das Foyer eines großräumigen Hauses mit mürb-roten Wänden betritt und von der Gastgeberin, einer...