Selbstbestimmung
Schon vor zwei Jahren hat Regisseur Alexander Schulin mit Donizettis «Liebestrank» in Nürnberg zum Saisonende einen Höhepunkt gesetzt. Waren dabei Leichtigkeit und szenischer Witz zu bewundern, so sind es jetzt bei «Lucia di Lammermoor» der tiefe Ernst und die Glaubwürdigkeit, die es sonst so schwer haben bei einem Stoff voller Konventionen, die uns fremd geworden sind. Wie erzählt man heute ein Ende des 16.
Jahrhunderts spielendes Schauerdrama aus dem schottischen Hochland?
Dem Regieteam ist ein goldener Mittelweg gelungen: Es stellt die Handlung in eine Art Opernmuseum und kann sich durch diesen abstrahierenden Kunstgriff ganz auf die Psyche und Körperlichkeit der Figuren konzentrieren, die gleichzeitig künstlich und doch ganz heutig und voll pulsierenden Lebens sind. Das Opernmuseum ist das Einheitsbühnenbild (Ausstattung: Markus Pysall): ein klassischer Ausstellungssaal mit viel Oberlicht, in dem einige wenige Schaustücke die unterschiedlichen Spielorte charakterisieren.
Zu Beginn hängt da wie zum Ausbluten ein massiger Stier: das Tier, das zuvor Lucia angegriffen haben soll und von Edgardo erlegt wurde. Der Stier wird nicht nur zum Sinnbild des zunächst nur auf juristischer ...
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Ich bin ein frommer Mensch. Ich komme von der Kirchenmusik», sagt Thomas Daniel Schlee und schaut zum wolkenverhangenen Kärntner Himmel auf, als die ersten dicken Tropfen fallen. Sollte der Herrgott da oben etwa schon wieder die Schleusen öffnen? Einmal mehr sintflutartige Niederschläge schicken, die den Ossiacher See fast zum Überlaufen brachten – und das mitten...
Vor gut drei Jahren machte Daniel Barenboim dem liquiden Teil seiner globalen Fan-Gemeinde eine kühne Offerte: Binnen vier Wochen dirigierte er an der Berliner Staatsoper zweimal alle zehn autorisierten Wagner-Opern. Vom «Holländer» zu «Parsifal» in Marathonmanier. Der sportive Ehrgeiz des Maestros erwies sich damals als Marketing-Coup: Um die immense Nachfrage...
Im Jubiläumsjahr 2006 wollen die Salzburger Festspiele alle zweiundzwanzig Mozart-Opern szenisch aufführen. Die großen Stücke werden von den Festspielen selbst produziert. «Don Giovanni» und «La clemenza di Tito», von Martin Kusej inszeniert, liegen schon vor. In Herrmann-Inszenierungen existieren bereits «Così fan tutte» und, noch aus der Mortier-Ära, «Idomeneo»....