Selbstbestimmung

Nürnberg, Donizetti: Lucia di Lammermoor

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Schon vor zwei Jahren hat Regisseur Alexander Schulin mit Donizettis «Liebestrank» in Nürnberg zum Saison­ende einen Höhepunkt gesetzt. Waren dabei Leichtigkeit und szenischer Witz zu bewundern, so sind es jetzt bei «Lucia di Lammermoor» der tiefe Ernst und die Glaubwürdigkeit, die es sonst so schwer haben bei ­einem Stoff voller Konventionen, die uns fremd geworden sind. Wie erzählt man heute ein Ende des 16.

Jahrhunderts spielendes Schauerdrama aus dem schottischen Hochland?
Dem Regieteam ist ein goldener Mittelweg gelungen: Es stellt die Handlung in eine Art Opernmuseum und kann sich durch diesen abstrahierenden Kunstgriff ganz auf die Psyche und Körperlichkeit der Figuren konzentrieren, die gleichzeitig künstlich und doch ganz heutig und voll pulsierenden Lebens sind. Das Opernmuseum ist das Einheitsbühnenbild (Ausstattung: Markus Pysall): ein klassischer Ausstellungssaal mit viel Oberlicht, in dem einige wenige Schaustücke die unterschiedlichen Spielorte charakterisieren.
Zu Beginn hängt da wie zum Ausbluten ein massiger Stier: das Tier, das zuvor Lucia angegriffen haben soll und von Edgardo erlegt wurde. Der Stier wird nicht nur zum Sinnbild des zunächst nur auf juristischer ...

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Opernwelt September/Oktober 2005
Rubrik: Panorama, Seite 62
von Monika Beer

Vergriffen
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