Schöne Grüsse von Karl Kraus
Er war stets genau so alt wie sein Jahrhundert. Man konnte das symbolisch sehen: Ernst Krenek (1900-1991) gehörte zu den zeitbewusstesten Musikern und Intellektuellen, zugleich zu den vielseitigsten Künstlern seiner Epoche. Mit dem spröde-erratischen Musikdrama «Karl V.» suchte er, in expressiv aufgeladener Quasi-Zwölftontechnik, aus konservativ-idealkatholischer Sicht die Auseinandersetzung mit dem «Totalitarismus» der 1930er-Jahre.
Unabhängig von den Methodikern Schönberg und Hauer entfaltete er seine kompositorische Modernität, die man als «pluralistisch», wenn nicht gar als proteushaft bezeichnen kann. Die Postmoderne hätte ihn als Pionier reklamieren können, doch schon länger vor der Jahrtausendwende wurde es in Mitteleuropa stiller um ihn. Dabei kam er noch regelmäßig aus dem amerikanischen Exil, um Aufführungen seiner Werke beizuwohnen, so auch der Uraufführung der satirischen Oper «Kehraus um St. Stephan» 1990 im Wiener Ronacher. Bis dahin hatte das 1930 entstandene Werk nach der im Vorfeld des Nazi-Kulturterrors geplatzten Leipziger Weltpremiere warten müssen. An die späte deutsche Erstaufführung wagte sich nun das Stadttheater Gießen.
Nach dem Welterfolg von «Jonny spielt ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt Juli 2015
Rubrik: Panorama, Seite 38
von Hans-Klaus Jungheinrich
Frau Meier, Sie sind es gewohnt, als «große Sängerin» tituliert zu werden. War dies die unmittelbare Konsequenz Ihres «Übernacht-Erfolgs» als Kundry 1983 in Bayreuth?
Nein, in der eigenen Wahrnehmung ging die Geschichte früher los. Steil nach oben ging es für mich nicht mit Bayreuth, sondern nach meinem Debüt 1976 in Würzburg. Zwei Monate, nachdem ich dort...
Ist’s nun eine Hommage an das realistische Musiktheater? Oder doch eher Bühnensymbolismus? Oder wird hier Büchners und Bergs harter Sozialrealismus mehr oder weniger mutwillig gegen den Strich gebürstet? Um es gleich zu sagen: Der «Wozzeck» an der Opéra de Dijon ist ein großer, ein großartiger Abend geworden. Weil die Regisseurin Sandrine Anglade, bekannt für ihre...
Für ihren Abschied hat sich die Chefin ein Wunschkonzert ausgedacht. Wenn Simone Young am Vormittag des 5. Juli zum letzten Mal als Generalmusikdirektorin vor die Hamburger Philharmoniker tritt, wird sie ein garantiert mehrheitsfähiges Programm dirigieren. Ein Kessel Buntes soll da brodeln, für jeden Geschmack ein Schmankerl. Aus 41 Titeln konnte das Publikum vorab...
