Schmerzenskind
Dieser Märzabend des Jahres 1864 stand wahrlich unter keinem günstigen Stern: Die Uraufführung von Charles Gounods Oper «Mireille» im Pariser Théâtre-Lyrique fiel durch. Angekreidet wurde dem Komponisten und seinem Textdichter Michel Carré insbesondere, dass das (auf Frédéric Mistrals provenzalisches Poem «Mirèio» zurückgehende) Sujet fürchterlich abgeschmackt sei; es zeige die Sphäre allzu «gewöhnlicher» Leute. Damit aber nicht genug der Einwände: Einige Passagen der Partitur trugen Gounod den Vorwurf des Wagnerisme ein.
Die Produktion des Opéra-Théâtre de Metz widerlegt solche Vorurteile rundheraus, zugleich ist sie gelungenes Plädoyer für ein viel zu selten gespieltes Werk, in dem sich provenzalische Folklore, das große Sentiment der Opéra comique und wohldosierte, durchschlagskräftige Dramatik glückhaft verbinden. Erneut beweist sich Gounod als genuiner Melodiker, dessen Erfindungen nur selten ins Banale abgleiten.
Dem regieführenden Intendanten Paul-Émile Fourny liegt sehr viel daran, die Titelfigur, Tochter eines reichen Gutspächters, als eine selbstbestimmte, sich ihrer Gefühle in hohem Maß bewusste Frau zu profilieren. Zu Beginn geschieht das eher spielerisch, wenn ...
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Opernwelt 8 2022
Rubrik: Panorama, Seite 54
von Michael Kaminski
Frau Wilson, zu Jahresbeginn wurden Sie in Stuttgart für die Titelrolle von Vivaldis «Juditha triumphans» gefeiert. Die Produktion konnte erst nach mehreren Anläufen und monatelanger Pause herausgebracht werden. Wie motiviert man sich nach so langer Zeit für die Premiere?
Ich fand es anfangs schwierig, sich wieder zu motivieren. Ich sagte mir zwar: Okay, wir haben...
JUBILARE
Sheila Armstrong wurde am 13. August 1942 im Nordosten Englands, in Ashington geboren. Sie studierte Gesang an der Newcastle University und an der Royal Academy of Music in London. Mit 23 Jahren feierte Armstrong ihr Debüt als Despina in Mozarts «Così fan tutte» am Sadler’s Wells Theatre in London. Ab 1973 sang sie am Royal Opera House Covent Garden in...
Aile Asszonyi fiel als dramatischer Sopran in den letzten Monaten unter anderem durch zwei herausragende Auftritte am Saarländischen Staatstheater auf. Als Turandot (OW 04/2022) schleuderte sie ihre tödlichen Flüche nur so heraus, ohne dabei die Bereiche des Schönklangs verlassen zu müssen. Noch im Fortissimo, mit dem sie sich mühelos über diverse Orchestertutti...
